Die Zigarrenfabriken in Dattenfeld

Zeitungsartikel | Betriebe | Montag, 01 Januar 1900

Tabakduft wehte einst durch Dattenfeld

Heute kann man sich nur noch schwerlich vorstellen, dass einst auch in Dattenfeld eine Zigarrenindustrie angesiedelt war. Um die Jahrhundertwende 1900 gab es im Ort drei kleine Zigarrenfabriken, die jeweils von den Fabrikanten Grauhan, Franz-Peter und später Sohn Adolf Hauser sowie von Albert Knote geführt wurden.

Grauhan, aus dem Badischen kommend, war der erste, der sich um 1870 in Dattenfeld niederließ. Er erwarb das Gebäude des heutigen katholischen Jugendhauses „Villa Laurentius“. Schon damals hatte dieses Haus einen historischen Wert und ist in der Urkarte von 1830 eingezeichnet. In den Nebengebäuden begründete Grauhan seine Fabrikation. Noch bis weit nach dem 2. Weltkrieg bestanden Teile dieser Arbeitsräume. Noch 1894 waren sieben Arbeiter mit der Fabrikation beschäftigt, doch nur wenig später, 1897, gab Grauhan den Betrieb auf. Eine ledige Tochter lebte bis 1955 im elterlichen Haus.

Durch eine Werbeanzeige Grauhans kam Franz-Peter Hauser, aus Mannheim stammend, in den 1870er Jahren nach Dattenfeld, wo er Gesellschafter Grauhans wurde. Lange dauerte diese geschäftliche Verbindung allerdings nicht, denn in den 80er Jahren machte sich Hauser selbständig.

Hinter dem neu errichteten Wohnhaus (Hauptstraße 21, heute Schöttes/Schönen), errichtete er seine Fabrikationsgebäude, von denen Reste in der Werkstatt erhalten sind. Im Jahr 1894 sind fünf Mitarbeiter bei ihm benannt. Das große neue Wohnhaus wurde 1908 von einer Schwesternschaft als Pflegestation angemietet und war damit der Vorläufer des etwas später gebauten Krankenhauses.

Aus dem Thüringischen stammte der dritte Zigarrenfabrikant. Albert Knote war von Beruf Militärkapellmeister, leitete die hiesige Feuerwehrkapelle und betrieb in Dattenfeld v. Berg (links vor der Unterführung) seine Fabrik. Weitere Daten sind leider nicht bekannt. Knote verstarb 1950.

Woher die Fabrikanten ihr Rohmaterial bezogen, bleibt offen. Anzunehmen ist wohl, dass die Bezugsquellen Bremen oder Bremerhaven waren. Adolf Hausers Kinder berichteten, auf dem Speicher hätten Ballen Tabakblätter, beschriftet mit „Brasil“ oder „Sumatra“ gelegen und einen exotischen Duft verströmt.

Es ließ sich nicht mehr feststellen, wohin die fertigen Produkte geliefert wurden, oder ob sie in eigener Vermarktung an Läden gingen. Bei der Anzahl der Mitarbeiter kann man von großen Mengen hergestellter Zigarren verschiedener Sorten ausgehen. Hergestellt wurden auch verzierte Holzkistchen für besondere Ansprüche. Die Zigarren selbst wurden von Hand nach Größe und Stärke gewickelt und dann in vorgefertigte Holzformen gelegt, mit einem Deckel verschlossen und in einer Presse in die richtige Endform gebracht.

Recherche: Willi Schröder, Dattenfeld. Einige Informationen stammen von Günter Hauser, einem Enkel Adolf Hausers.

 

Auf der Hecke 1
Windeck, Nordrhein-Westfalen.
Deutschland ,51570

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