Suche nach der versunkenen Ortsgeschichte des Hotels Hörder/Klever in Schladern
Haben Sie schonmal vom Hotel Klever oder Hoerder in Schladern gehört? Nein? Da geht es Ihnen, wie den meisten Menschen, die wir bisher gefragt haben. Nee, nie gehört!
Diese Postkarte vom Hotel Klever von 1913 schickte uns Marie-Luise Nacken aus Altwindeck.
Ja aber, das ist doch das ehemalige Geschäft Kraemer-Schuhen. Daran erinnern sich sehr viele Schladerner. Davor, bis etwa 1935 oder 1936, war hier für einige Jahrzehnte das Hotel Hoerder/Klever.
Anfang 2022 meldete sich auf der Suche nach einem Stück Familiengeschichte Karin Hoerder-Tigges beim Bürgerverein Schladern, ihre Großeltern, Almuth und Otto Hoerder, hätten früher ein Hotel in Schladern gegenüber vom Bahnhof geführt, das Hotel Hoerder/Klever. Der BV fragte bei WiWa an. Zufälligerweise hatten wir gerade die Postkarte oben reinbekommen. Aber zur Geschichte konnten wir nichts beitragen.
Diese Fotografie fanden wir im Buch Anno Tubak von Emil Hundhausen, Seite 239
Helmut Ronneburg, einer von Schladerns ältesten Mitbürger, konnte ein wenig weiterhelfen. Er erinnert sich an das Hotel mit Gastwirtschaft, in dem die Jugendlichen sich gerne eingefunden hätten. Zuletzt sollen Peter und Klara Stöcker das Haus geführt haben. Ihr Sohn Eberhard war später mit Helga Bestgen aus der Türmchenvilla am Bahnweg verheiratet. Peter Stöcker ist 1937 gestorben. Von seiner Frau gibt es eine wunderbare Altersfotografie in einem der Bücher von Emil Hundhausen. Es zeigt ihr faltendurchfurchtes Gesicht. Klara Stöcker ist 1981 gestorben.
Karin Hoerder-Tigges schickte uns diese Fotografie der Großeltern.
Almuth Klever und Otto Hoerder. Foto: Fotograf N. Tonger, Köln.
Sie selbst ist woanders aufgewachsen und weiß deshalb nur wenig, sie schreibt:
„Mein Großvater Otto Hoerder stammt aus ‘‘Honoratioren‘‘-Verhältnissen (Pastöre, Bürgermeister, Prediger). Er heiratete Almuth Klever aus Radevormwald. Sie entstammte einem großen Hof (ca. 5.000 ha). Meine Großmutter hat wahrscheinlich als Mitgift/Auslösung das Hotel Klever erhalten. Das Hotel hieß ja zuerst Hotel Klever und wurde danach in Hotel Hoerder umbenannt. Um die Jahrhundertwende bis ca. 1935 hat sie das Hotel Klever (Hoerder) in der Waldbröler Straße in Schladern geführt. Otto Hoerder ist früh verstorben, schon 1915. Mein Vater erzählte mir, dass die Kraemers (Schuhmacher bzw. Uhrmacher) aus Altenkirchen mit ihm verwandt seien. Das Verwandtschaftsverhältnis kenne ich allerdings nicht. Aber es erklärt vielleicht den Eigentumsübergang des Hotels Klever/Hoerder auf die Familie Kraemer."
Zur Geschichte des Hauses ab 1936 berichtet Ulrich Kraemer:
"Das ehemalige Hotel Klever ist mein Elternhaus. Es wurde von meinem Großvater Karl Kraemer, geb. 1875, für seinen Sohn Ernst, geb. 1907, und seine Tochter Hilde, geb. 1910, gekauft. Hilde hatte 1935 den Bankkaufmann Paul Schuhen aus Wissen geheiratet. 1936 wurde Tochter Margarete, später verheiratet mit Karl Wienand, geboren. Sohn Wolfgang 1939, er heiratete Helene Jost aus Wilberhofen und Tochter Bärbel 1943, heiratete nach Köln. Ernst heiratete 1939 die Verkäuferin Luise, geb. 1911 aus Wehbach/Kirchen, 1946 wurde ich geboren, 1948 mein Bruder Walter.
Das Geschäft erhielt den Namen Kraemer und Schuhen. Es war im Jahre 1936 aus der Siegstraße 14 (heute Elmoresstraße) in die Hauptstraße umgezogen. Anfangs wurde nur die linke Haushälfte als Geschäftsfläche genutzt, in der rechten Hälfte war u.a. das Uhrengeschäft Braun untergebracht.
Ende der 1970er wurde das gesamte Anwesen verkauft, Hilde Schuhen, zu der Zeit verwitwet, zog ins ehemalige Sportheim Auf der Teichhardt (Schwiegersohn Karl Wienand hatte es gekauft), meine Eltern in die Elmoresstr. 14."
Kaum war der fertige Text zum Einstellen in die Infothek verschickt, schrieb unser technischer Fachmann, Thomas Weber:
„In meinem Familienarchiv habe ich das beigefügte Foto gefunden."
Bei der älteren Dame dürfte es sich um Almuth Hoerder handeln.
"Zum Aufnahmedatum, den abgebildeten Personen und dem Fotografen kann ich leider nichts sagen. Interessant ist die Beschriftung im Fenster links: Consum Spargenossenschaft „Siegtal“. Verkauf nur an Mitglieder.“
Uli Krämer schreibt zum Foto:
"Über das Fenster auf der linken Seite weiß ich nichts, im linken Teil war in meiner Kindheit Uhrmacher Braun - Vater und Sohn - dort ansässig, später diverse Verwendungen."
Anzeige Uhrmacher Braun (Quelle: Festschrift 700 Jahrfeier Rosbach, 1950)
"Im Sladena-Teil wohnten meines Wissens immer Leute, baulich gehört das doch wohl zusammen und war Besitz von Kraemer und Schuhen. Über Verwandtschaft mit Hoerders weiß ich nichts, mein Urgroßvater Peter Kraemer war gebürtig aus Niederhövels, mein Großvater Karl ist in Wissen geboren. Kontakte nach Altenkirchen sind nicht bekannt."
Zurück zu Thomas Weber:
"Die ebenfalls beigefügte Anzeige stammt aus dem etwa 1903 erschienenen „Führer durch das Sieg-Tal in Wort und Bild“, herausgegeben vom Verkehrsverein für die mittlere Sieg.
"Zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass im rechten Gebäudeteil (heute Salon Sladena) ab den 1930er Jahren eine Zweigstelle der Wissener Volksbank untergebracht war. Ich habe noch ein Sparbuch von meinem Opa Otto, das dort 1937 eröffnet und 1954 gekündigt wurde. Mein Opa wurde 1902 in Gierzhagen geboren und ist 1938 nach Schladern gezogen."
Helmut Ronneburg erzählte noch Folgendes:
"Im späteren Frisiersalon Schmitz (heute Salon Sladena) war bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Volksbank Wissen. Ein Schild „Bitte eintreten“ hing an der Türe zu zwei schmalen Zimmern. Bank-Schröder (Franz Schröder) kam um 14 Uhr mit dem Zug von Wissen. Dort arbeitete er morgens, nachmittags in Schladern. Ich war stolz, wenn meine eiserne Sparbüchse geöffnet wurde, das konnte nur die Bank, zuhause konnte man sie nicht öffnen."
Wer erkennt eine der abgebildeten Personen auf den Hotelfotografien, wer hat noch weitere Informationen zum Hotel Klever oder zur Volksbank?
Kontakt: www.windeck-im-wandel.de/ueber-den-verein/kontakt