Geschichte des Haus Wirges

von Willi Schröder, Dattenfeld

Ein stattliches großes Wohnhaus im Ortskern von Dattenfeld lenkt unwillkürlich den Blick auf sich. Das nach dem damaligen Besitzer benannt Wirges-Haus fällt durch seine Größe auf und lässt unter der Verschieferung das frühere Fachwerk vermuten. Das Krüppelwalmdach weist auf ein stolzes Alter hin. Auch nicht als selbstverständlich sind die Ökonomiegebäude in der direkten Nachbarschaft anzusehen. Das Haus hat eine nachgewiesene Geschichte.

Aber nicht nur von außen her, sondern auch im Innenbereich hat das Haus bis jetzt den Charakter eines einstmals wohlhabenden Besitztums bewahrt. So sind beispielsweise Treppe und Türen über 200 Jahre im Zustand der Erstellung erhalten geblieben.
Einer der ehemaligen Besitzer war Franz Wilhelm Übersezig. Er hat eine Familienchronik geschrieben, die glücklicherweise erhalten geblieben ist und aus der viele Einzelheiten über die einflussreiche Familie zu erfahren sind.

Auch der folgende Beitrag entstammt der Feder des F. W. Übersetzig:

„Anno 1772 auf sonntag den 10ten may ist das Hauptwonhauß und das halfenhauß vormittags ohngefehr umb halb 10 uhr in Brand gerathen und in den grund abgebrant. den 9. und 10ten September Besagten Jahrs hab ich ein neues haus aufschlagen laßen und den 6ten november Bin ich darin eingezogen. Gott wolle diees für Feuer und Brand gnädiglich Bewahren. Amen.“ (Anmerkung d. Redaktion: die Schreibeweise wurde aus der Chronik übernommen)

Wer war nun der Erbauer Franz Wilhem Übersezig?

Hier lohnt es sich, etwas auszuholen. Über 200 Jahre war im Raum Dattenfeld und auch nach Herchen und Leuscheid hin die Beamtenfamilie Übesezig ansässig, begründet von Mauritius Übesezig, der zur Frau die Tochter Elisabeth des Pastors Robens von Dattenfeld hatte. Mitglieder dieser Familie bekleideten hohe Ämter, heirateten in Familien gleichen Standes ein oder wurden in Positionen hohen Ranges vermittelt (Militär, Verwaltung). So bekleideten sie dreimal das Schultheißenamt (Bürgermeister) in Dattenfeld.

Jakob Gerhard Übersezig (1685 – 1747) wohnte in Hahnenbach und war Amtsverwalter des Amtes Windeck. Seine Frau stammte aus der bekannte Familie Hoen. Der Amtsverwalter verstarb in dem damals noch bestehenden Burghaus Niedecke an einem Schlaganfall.
Diese Eheleute waren die Eltern des besagten Franz Wilhelm Übersezig. Dieser wiederum heiratete 1749 die Sybille Weinand, Tochter des Chirurgen Johann Peter Weinand.

Anton Übersezig, der Sohn, trägt in der Familienchronik nach: „Im Jahr 1808 ist mein Vatter Franz Wilhelm Übersezig als legaler Advokat und Licenciat (früherer akad. Grad) im 80. Jahr Verstorben auch mein Bruder Carl Ferdinand Übersezig.“ (Anmerkung d. Redaktion: die Schreibeweise wurde aus der Chronik übernommen)

Von Sylvia Schmidt, erschienen im Stadt Magazin Eitorf, Ausgabe November 2006