Einbruch in die Post in Dattenfeld

Text | Besondere Anlässe | Sonntag, 22 April 1888

Großfahndung nach Einbruch in die Post in Dattenfeld

(aus dem Eitorfer Gemeindearchiv)

Cöln, 22. April 1888

An sämtliche Kaiserliche Verkehrsanstalten des Bezirks

In der Nacht vom 12. auf den 13. d. Monats gegen 2 Uhr nachts, ist in das Dienstzimmer der kaiserlichen Postagentur in Dattenfeld ein Einbruch verübt worden. Die Einbrecher sind vermuthlich zunächst in das Ladenlokal eingedrungen, haben letzteres aber unter Mitnahme der Wechselkasse mit ungefähr 10 Mark Inhalt, sowie von Socken und einem Stücke (26 Meter) schwarzen Sammet im Werthe von 36 Mark wieder verlassen. Dann sind sie durch’s Fenster in das Wirthszimmer eingestiegen, durch die unverschlossene Wirthsstubenthür in den Hausflur gelangt und haben die Mauer unterhalb des Schalterfensters zu durchbohren versucht. Da die Wand indessen zu stark war, haben die Diebe die Eingangsthür eingedrückt, indem sie zwischen die Fugen eiserne Werkzeuge klemmten und das Schloß aus dem Thürpfosten sprengten. In ähnlicher Weise sind die Schlösser des Arbeitsspindes erbrochen und ihres Inhalts an Marken und barem Gelde beraubt worden. Der Werth beläuft sich auf 102 Mark, 22 Pfennige. Ein zur Absendung bereit liegendes Packet ist geöffnet, jedoch nicht beraubt worden.

Der That dringend verdächtig sind drei Männer, welche bereits am Dienstag den 10. April in Herchen und Umgegend gesehen worden sind und gegen Mittag zu Dattenfeld in der Gastwirthschaft von Friedrich Lenz und in derjenigen des Postagenten Lütz verweilt haben. Dieselben drei Gestalten sind am 12. April um 9 Uhr abends auf dem Wege von Schladern nach Dattenfeld bemerkt worden. Am Eingange des letztgenannten Ortes sind sie, nach den vorgefundenen Fußstapfen zu urtheilen, von der Kunststraße abgebogen und haben sich hinter einem Stalle des Peter Hauser verborgen gehalten und hier später auch den Raub getheilt. Nachdem die Theilung stattgefunden hat, sind die Diebe nach Herchen geeilt und von dort mit dem um 5.34 früh abgehenden Zuge nach Deutz gefahren. Zur Weiterreise von Deutz sollen sie den Zug nach Elberfeld, abgehend 7.32 vormittags benutzt haben. Weiter hat sich die Spur bis jetzt nicht verfolgen lassen.

Über die Persönlichkeit der Betroffenen ist folgendes ermittelt worden: Der Eine ist auffallend groß und breit gebaut, geht stolz einher, hat einen scheuen Blick, blondes Kopfhaar und kurzgeschnittenen, dünnen, röthlichen Vollbart, eine lange starke Nase und kupferbräunliche Hände. Als besonderes Kennzeichen ist an seiner rechten Hand ein starkes Überbein wahrgenommen worden.

Die beiden Anderen sind kleinere, aber gedrungene, kräftige Gestalten mit schwarzem Kopfhaar; der Schmälere von beiden trägt außerdem einen schwarzen Schnurrbart und hat krumme Beine. Die Fußbekleidung des Letzteren hat aus Schuhen bestanden, welche mit Perlmuttknöpfen verziert und anscheinend mit kleinen ausgerundeten Absätzen versehen waren. Alle drei sind mit langen Überziehern bekleidet gewesen, von welchen einer von heller, zwei dagegen von dunkelgrauer Farbe waren. Untereinander haben dieselben eine unverständliche Sprache geführt, im Übrigen aber deutsch gesprochen.

Die Kaiserlichen Verkehrsanstalten werden veranlasst, von Vorstehendem der Polizeibehörde am Orte mit dem Ersuchen Kenntniß zu geben, auf die Einbrecher zu fahnden, dieselben im Betretungsfalle zu verhaften und vom geschehenen mir, sowie der Königlichen Staatsanwaltschaft in Bonn Anzeige zu machen.

Die Kaiserlichen Verkehrsanstalten wollen auch ihrerseits alles aufbieten, um den Thätern auf die Spur zu kommen.
Im Übrigen nehme ich aus dem vorliegenden Falle Veranlassung, die Kaiserlichen Verkehrsanstalten unter Hinweis auf die früher ergangenen bezüglichen Verfügungen von Neuem aufzufordern, der Sicherstellung der Diensträume und Kassengelder während der Nacht fortgesetzt die größte Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Erschienen im Stadt Magazin Eitorf April 2003

Hauptstraße 84
Windeck, Nordrhein-Westfalen.
Deutschland ,51570

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