Schnaps neben Grab gefunden - die Fortsetzung

Text | Dorfgeschichten, Personen | Mittwoch, 13 April 1955

Fortsetzung von „Schnaps neben Grab gefunden“

Direktor Preschlin bewies für das Maueler Anwesen Fürsorge bis zu seinem Tod

von Sylvia Schmidt

Kurz zurin Erinnerung: Ein alter Zeitungsartikel mit der Überschrift „Schnaps neben Grab gefunden“ brachte mich auf die Spur der 1955 verstorbenen Gertrud Lankers. Sie war die Hausdame von Direktor Ernst Preschlin, der 33 Jahre lang, bis 1924, die Elmore‘s Kupferrohrfabrik in Schladern leitete. Preschlin sorgte dafür, dass sie sich „Auf dem Heidchen“ in Mauel – heute Preschlin-Allee 4 – einen stattlichen Wohnsitz einrichten konnte. Mit Hilfe von ihres Großneffen Frank Vogel aus Dattenfeld - Jahrgang 1934 - war es mir möglich, Hintergründe zum Zeitungsbericht zu erfahren.

Teil 1 der Geschichte können Sie in unserer Infothek nachlesen.

Einige Tage nach der Veröffentlichung von Teil 1 rief Frank Vogel wieder an. Die Geschichte seiner „Oma Lankers“, wie er seine Großtante als Kind nannte, hatte ihn beschäftigt. Gertrud Lankers war die Schwester seiner richtigen Oma Auguste Schiefer.

Foto: Sylvia Schmidt

Als Eigentümer des einstigen Maueler Wohnsitzes von Gertrud Lankers, hat er alle Unterlagen zur Geschichte dieses Hauses verwahrt. Es sind etliche Mappen, die ab dem Hauskauf 1922 akribisch geführt wurden. Ich durfte das hochinteressante Material einsehen. Aus dieser Fülle habe ich für unsere Infothek einige exemplarische Dokumente ausgewählt, die von Preschlins Fürsorge für Gertrud Lankers und für das Haus zeugen. Diese Fürsorge endete auch nach seiner Rückkehr in die Schweiz nicht, er behielt sie bis zu seinem Tod im Jahre 1938 bei.

Frank Vogel machte mich auf die Veröffentlichung der folgenden Fotos im Bildband „Unsere Heimat in alten Bildern“ von Emil Hundhausen im Jahr 1976 aufmerksam. Die Original-Fotos stellte seine Familie dem Schladerner Heimatforscher damals für diese Veröffentlichung zur Verfügung, bekam sie allerdings nie zurück. Aufgenommen hat sie nach Vogels Aussage Direktor Preschlin, der schon früh eine Kamera besaß. Auf beiden Fotos ist Gertrud Lankers (mit Hut) abgelichtet, einmal mit Kutscher, einmal mit Preschlin.

Auch das folgende Foto aus dem Vogel-Fundus ist in diesem Buch erschienen und blieb verschollen.


Heinrich war der Bruder von Frank Vogels Vater Josef

 Die Jahreszahl lässt sich leider nicht ablesen. Meine persönliche Vermutung geht dahin, dass es sich um eine Fotografie aus dem 1. Weltkrieg handelt. In Teil 1 berichtete Frank Vogel, dass Lankers sich sehr, vermutlich organisatorisch, für das Lazarett in der alten Versandhalle von Elmores engagiert hat. Die Abgebildeten könnten Patienten sein, die sich dort, wo heute der Siegweg in Schladern unterhalb vom Pavillon verläuft, für die Fotografie aufgestellt haben und sie der Gertrud Lankers zum Gruße geschickt haben.

Nun zu den neuen Unterlagen:

Im Jahr 1922 erwarb Preschlin von Fabrikdirektor Karl Strässer aus Bielefeld das Maueler Anwesen für seine Hausdame Gertrud Lankers.


 Bei den Akten lagen folgende Fotos von dem Anwesen mit Haupt- und Nebenhaus.

 

Beim Blick auf den Aktendeckel fällt mir ein interessanter Nebenaspekt auf, der Zufall sein kann. Der Vertrag wurde bei Notar Busz in Waldbröl verhandelt. Das Familiengrab Busz liegt auf dem Schladerner Friedhof direkt neben dem Familiengrab Schiefer, indem auch Gertrud Lankers begraben liegt. Bis vor wenigen Jahren wurden auf diesem Privatfriedhof nur Mitglieder und Schladerner oder solche mit besonderem Bezug zum Ort beerdigt.

Thomas Weber vom Friedhofsverein gab mir wie so oft in dieser Sache einen kleinen Hinweis: Helene Busz war eine geb. Steckelbach aus Windeck. Allerdings erklärt es nicht, warum die Familie in Schladern beerdigt ist. Der Frage werde ich aber nachgehen und gelegentlich alle Däller Rundschauen nach Helene Steckelbach durchforsten, denn dort hat ja Franz Ottersbach in 20 Jahren Arbeit die Geschichten der alten Häuser nacherzählt.

Familiengrabstätte Schiefer

Fotos: Sylvia Schmidt

Im Jahr 1928 beginnt Preschlin mit der Planung einer Wasserpumpe für die drei Häuser in der oberen Reihe in Mauel. Die Umsetzung dauert, er zeichnet Pläne, holt in ganz Deutschland und der Schweiz Angebote ein, verhandelt mit den Nachbarn Holschbach und Köpe zwecks Beteiligung. Die folgenden Dokumente geben einen kleinen Einblick in die Angelegenheit. Preschlin macht hier erste Notizen.

Der folgende Brief ist offensichtlich eine Brief-Vorlage, um bei Herstellern Angebote einzuholen. Es brauchen dann nur noch Datum und Name neu eingetragen zu werden.

Ein besonderes Fundstück ist der folgende handschriftliche Brief von Waldemar Caminneci aus Burg Dattenfeld an Preschlin.

 

Lieber Herr Preschlin!

Verzeihen Sie, wenn ich erst heute auf Ihre Karte aus Paris antworte. Dieselbe wurde mir ins Krankenhaus nach Bonn nachgesandt, wo ich eine recht häßliche Operation mitmachen mußte. Ich hatte mir auf der Jagd in Tirol eine Art Darmverschließung zugezogen. Einige Tage nach der Operation waren recht unangenehm, und ich habe mich nur recht langsam erholt. Zum Überfluß bekam ich, nachdem ich 8 Tage zu Hause, wahrscheinlich eine kleine Embolie am Bein, so daß ich noch weitere 8 Tage ins Bett mußte. Seit gestern bin ich wieder auf, und denke, daß ich nun schnell wieder auf der Höhe bin.

Und nun zu der von Schröder gelieferten Pumpe. Es ist eine zweistufige Evolventenpumpe Hochdruckspezialmodell EPZ von Amag-Hilpert Nürnberg für 25 mm Rohranschluß. Die Pumpe ist direkt mit hochtourigem Motor gekuppelt. Die Leistung ist für das sehr kleine Aggregat ganz immens. Sie leistet bei uns auf 35 m Förderhöhe bei 3 PS. Motor und 3000 Touren, allerdings höchstens 1,20 Saughöhe zwischen 4,8.5,3 lfm pro Stunde.

In der Leistungstabelle, wird für den nächstliegenden Fall, also 35 m Förderhöhe, 2720 Touren, 1,36 PS. Kraftbedarf 70 l pro Min. Leistung angegeben.

Ein Hauptvorteil der Pumpe ist, daß sie völlig geräuschlos arbeitet. In dem, der Pumpstation benachbarten Hause, Entfernung 15 Meter, ist nicht das geringste Geräusch zu hören, wenn man das Ohr an die Wasserleitung legt.

Die Pumpe ist sehr preiswert und kostet mit Motor ca. 395 MK.

Wir brauchen die Pumpe nur zur Reserve, d. h. wir werden sie durchschnittlich 14 Tage pro Jahr brauchen, und wohl ausschließlich im Sommer. Wir werden also unseren Kälteschutz kaum auszuprobieren brauchen, da wir die Pumpe im Winter ablaufen lassen. Trotzdem haben wir unser Pumpenhaus möglichst niedrig in Beton ausgeführt, und bis auf die Türseite mit starker Erdumkleidung geschützt. Wenn bei freiliegendem Pumpenhaus diese Türseite auch noch mit Erde geschützt wird, und eine Doppeltüre angebracht wird, ausserdem die Rohrleitungen und Pumpe mit Strohseilen umwickelt werden, so glaube ich bestimmt, daß die Pumpe auch bei nicht dauerndem Winterbetriebe, nicht einfrieren wird.

Wir sind mit der Pumpe bis jetzt äußerst zufrieden. Leider hatten wir bei der Montage verabsäumt einen Automatschalter einzubauen, und so ist uns beim Ausbleiben einer Phase, durch Überlastung der beiden übrigen ein Motor durchgebrannt. Wo also nicht dauernde Aufsicht ist, muß irgend eine derartige Sicherung eingebaut werden.

Von einer automatischen Ein, und Ausschaltung der Pumpe haben wir abgesehen, da die Anlage sehr teuer, und bei unserer geringen Benutzung auch nicht nötig ist.

Falls Sie irgend noch etwas wissen wollen, bin ich jederzeit zur Ihrer Verfügung, bei Ihrem nächsten Hiersein sehen Sie sich unsere Pumpe mal an.

Mit recht herzlichen Grüßen

Ihr W. Caminneci

Einige Fachausdrücke konnte ich nicht zweifelsfrei lesen. Harald Lwowski, ein Enkel von Caminneci, half weiter und schrieb zum Thema Pumpe: „Fragt sich nur, wo das Pumpenhaus stand. Ich denke, es handelt sich um Windeck, also Wasserversorgung fürs Schloß. Da gab es ein Pumpenhaus in der Nähe der alten Schule, jetzt Museumsdorf. Die alten Windecker berichteten mir seinerzeit davon. Oder haben Sie andere Informationen?“

 

 

Im dem folgenden Schreiben aus dem Jahr 1932 geht es um das Aufstellen einer Laterne in Mauel.

 

 

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Preschlin-Allee 4
Windeck, Nordrhein-Westfalen.
Deutschland ,51570