Geschichte des Schießclubs Altwindeck
Eine alte Tradition soll nicht vergessen werden
von Marie-Luise Nacken
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Der älteste Verein unseres Ortes ist der Böllerschießclub. Er ist ein Zusammenschluss von Windecker Junggesellen beiderlei Geschlechtes und tritt vornehmlich Fronleichnam in Erscheinung; die weiblichen Mitglieder schmücken den Ort und die männlichen begleiten die Prozession mit Böllerschüssen.
Das Schießen wird erstmals 1747 in den Kirchenbüchern von Dattenfeld erwähnt: „Auf Christi Himmelfahrt zu Ehre Gottes verschossen für Pulver 2 ¾ Gölden.“
Auch im Kirchenbuch Ruppichteroth gibt es einen Eintrag vom 27. August 1893: „Zu Thal Windeck ließ ein Kapellenglöcklein seinen munteren Begrüßungsruf erschallen und gleichzeitig wurden wir durch einige Böllerschüsse daselbst willkommen geheißen.“ (Bericht aus dem Heft „60 Jahre Wanderverein Altwindeck (1925-1985), Der Böllerschießclub“)
Bild 1: Schießclub 1922
Unten v. li.: NN, NN - NN, NN
2. Reihe v. li: Albert Kölschbach, Roland Müller, NN, Johann Schwellenbach (linke Stange), dahinter NN, dahinter am Baum Gerhard Zimmermann, davor Wilhelm Zimmermann, Johann Zimmermann, August Neuhoff mit Pfeife, Gottfried Zimmermann (rechte Stange), dahinter NN, NN, NN,
Obere Reihe: direkt am Baum Peter Müller – übrige NN
Bekannt ist, dass folgende Namen dabei sind, können aber nicht zugeordnet werden:
Josef Voss, Ludwig Müller, Wilhelm Kölschbach, Lorenz Kölschbach, Josef Röhrig, Heinrich Voss, Christian Steckelbach, Fritz Hall, Josef Geimer, Lorenz Schwellenbach, August Pohl
Aber nicht nur zu Fronleichnam, sondern auch zu Goldhochzeiten und besonderen Anlässen, wie etwa beim Durchzug Kaiser Wilhelms II. im Jahre 1911, dem Schulfest 1950 oder der 800-Jahrfeier Altwindecks wurde geschossen.
Bild 2: Schießclub 15. Juni 1933
Bild 3: v. links: Schießmeister Heinrich Schmidt („Ding Ding“, immer mit Hut), dahinter mit Brennmaterial auf der Schulter Josef Thiel, in 2. Reihe rechts Theo Baur.
Alles musste zu Fuß transportiert werden bei der Begleitung der Fronleichnams-Prozession von der St. Laurentius Kirche Dattenfeld nach Windeck zur Kapelle und wieder zurück nach Dattenfeld, damals noch über die Schienen (Bahnstrecke Köln-Siegen). Besonders beim Transport des Feuerkastens gab es die eine oder andere Verbrennung. Auch die weißen Hemden blieben nicht immer verschont.
Damals wurde die Kirmes an Fronleichnam noch an der Kapelle gefeiert und hieß „Däller- Breifest“ Später zog sie um in die Wachholderstraße.
Bild 4: Kirmes an der Kapelle, rechts Haus Gauchel. Vermutlich eine Fotografie aus den 1930er Jahren
Bild 5: Schießclub an der Kapelle
vorne v. li.: Rudolf Kölschbach, Günter Resiori, Rolf Steckelbach, dahinter Willi Oligschläger, daneben Franz-Josef Simon, davor Herbert Busch
hintere R. v. l.: Heinz Heuser, F.-J. Gauchel, Bruno Althoff, Willi Heuser, Edwin Resiori, Max Winter, Josef Heuser. Daneben mit Hut der Schießmeister Heinrich Schmidt (Ding-Ding)
Bild 6: Feuerpause auf dem Friedhof Dattenfeld am Geräteschuppen
Bild 7: Zündung mit Feuerstange an „Katzenköpfen“ auf dem Dattenfelder
Friedhof
Bild 8: Abschied des Schießmeisters (1922-1949) Heinrich Schmidt
Bild 9: Gruppenfoto
vordere Reihe v. li.: Rolf Steckelbach (Rolli), Heinz Petri, Resiori-Brüder Günter und Edwin;
hintere Reihe: Heinz Heuser, Franz-Josef Simon, dahinter Paul Steinhauf, Theo Baur, Schießmeister Heinrich Schmidt, dahinter Ewald Zimmermann, Josef Thiel, Willi Heuser
Bild 10: Rast im Gras
links Harri Holschbach (an der Stange), rechts Rolf Steckelbach (Rolli),
vorne Mitte Johannes Salz, rechts im weißen Hemd sein Bruder Rudi, Dieter Steinhauf verdeckt
hinten Mitte im Anzug Paul Rötzel
Bild 11: Pause mit Würstchen auf der Feuerkiste
Die Windecker Katzenköpfe sind Vorderlader-Standböller. Sie sind aus Eisen (Grauguss) gegossen, jeder wiegt etwa 15 Kilogramm. Zum Schießen füllt man zunächst den Böller mit der erlaubten Menge Schwarzpulver. Darauf kommt zerpflücktes Zeitungspapier (früher auch Sägemehl) als Dämmung, welches mit Pflöcken und einem Holzhammer gestopft (festgeklopft) wird,
Bild 12. Früher wurde anschließend der Zündkanal und die Pulverpfanne (ein kleiner Anguss vor dem Zündkanal) mit Pulver gefüllt (s. Bild 14).
Bild 12: Windecker Böller mit Stopfgerätschaften
Bild 13: Stopfen der Böller
Bild 14: Füllen des Zündkanals mit Pulver (Volker Weber und Harri Holschbach)
Das Zünden des Böllers geschah mit einer Zündstange aus Eichenholz, die an einem Ende mit einer gekrümmten Stahlspitze mit einem kugelförmigen Ende versehen war. Diese Spitze wurde in Holzkohlenglut erhitzt und beim Kommando zum Schuss an das Zündloch gehalten. Darauf ging dann weithin hörbar krachend ein Knall los. Hörschäden waren nicht vermeidbar, aber wegen der Seltenheit des Böllerschießens vorübergehend. Das Feuer wurde in einer Blechkiste mitgeführt. Diese hing an zwei Ösen, durch die eine der Feuerstangen gesteckt werden konnte. Zwei Mann (einer vorne, einer hinten) konnten so die Feuerkiste tragen.
Bild 15: Abschießen der Böller am Dattenfelder Dom (Rolf Steckelbach)
Schwarzpulver ist ausgesprochen zündwillig. Daher muss alles, was zu einer unbeabsichtigten Zündung des Pulvers führt, vermieden werden. Alle Werkzeuge sind daher aus Messing, Kupfer, Holz und ähnlichem. Rauchen ist während des Ladens streng verboten. Nach dem Schuss sind Glutreste zu entfernen. Dazu werden die Böller nach vorne gekippt und die Schützen blasen kräftig in den Zündkanal. Eine ausreichende Wartezeit bis zum nächsten Laden bietet eine weitere Sicherheit.
Bild 16: Böllerschuss-Apparate (Katzenköpfe) in Reinigungsstellung
Geschossen wird zu bestimmten Anlässen während der Prozession (Ankunft oder Abmarsch an festgelegten Punkten) oder den Gottesdiensten an den Kapellen und Altären (Segen, Wandlung usw.). Da die Böllerschützen meistens keine Sicht- oder Hörverbindung zur Prozession hatten, gingen einige Schießclubmitglieder, die den Ablauf der Gottesdienste besonders gut kannten, mit der Prozession mit (möglichst in Nachbarschaft zum Pastor) und gaben mittels eines geschwenkten Taschentuches das Signal zum Schuss (siehe Bild 18). Wegen der teils deutlichen Entfernungen und schlechter Sichtachsen waren mehr oder weniger viele Signalwiederholer nötig. Das war langsam und unzuverlässig, insbesondere, wenn jemand nicht zur rechten Zeit auf seinen Vordermann achtete oder ein langer Güterzug (die zudem damals auch noch häufiger und ziemlich langsam fuhren) die Sichtverbindung blockierte. Aber die Pastöre wussten das und zögerten die heilige Handlung hinaus, bis der begleitende Schuss fiel. Es hat im Großen und Ganzen gut funktioniert.
Das Winken hörte in den 1980ern auf, da hatte man Funkgeräte (siehe Bild 24). Vorher brauchte man zwei Personen an der Kirche, drei an der Kapelle und drei auf dem Knoppen und welche, die die Prozession begleiteten. Da ging natürlich die ein oder andere Anweisung schon mal schief, aber das bemerkten nur die Eingeweihten.
Bild 17: 1970er – Rudi Wedde, NN, NN, Volker Weber, Erwin Hewelt, Klaus Müller, Guido Kammerich, Horst Röhrig, NN, Bernd Thiel, NN, Michael Thiel, Harri Holschbach und hockend Werner Leimann.
Bild 18: Winken mit Taschentuch
1973 wurde das Schießen mit den Katzenköpfen behördlich verboten. Um der Tradition weiter nachkommen zu können, wurde bei der Firma Josef Wenig aus Pocking (Niederbayern) eine Salutkanone gekauft.
1983 wurde die Verwendung der Katzenköpfe nach deren amtlicher Prüfung („Beschuss“) wieder erlaubt, allerdings blieb die Zündung mit der Feuerstange weiterhin untersagt. Nach unbefriedigenden Versuchen mit Zündschnur und ausgestreutem Pulver wurde eine elektrische Zündanlage gebaut, die sich bis heute sehr gut bewährt hat. Auch die Kommandos zum Schuss werden nun nicht mehr mit Taschentüchern, sondern durch Funkgeräte übermittelt.
Bild 19: 1970 auf der Burg
Unten v. li: Franz Ottersbach, blaues Hemd Willi Holschbach, darüber Wilhelm Stöbner, Jürgen Hombach, Wilhelm Schmidt, Erwin Hewelt (gelbes Hemd), darunter Horst Röhrig (Krawatte), Rudi Wedde, Michael Thiel, Werner Leimann und Harry Holschbach
Darüber v. li.: NN. weißes Hemd, Karl Wienand, Wilfried Holschbach, NN, Guido Kammerich, Werner Tewes, NN, Rudi Salz, Klaus Müller, Volker Weber.
Bild 20: Katzenkopf mit eingesetztem elektrischem Zünder
Weil es nach der kommunalen Neugliederung 1969 zu ständigen Verwechslungen zwischen der neuen, größeren Flächengemeinde Windeck und dem Ort Windeck gab, wurde der Ort schließlich in Altwindeck umbenannt. Zu diesem Anlass läutete das Kapellenglöckchen und es wurde geböllert. Auch zu anderen Anlässen wurde und wird geböllert: Goldhochzeiten, diamantene Hochzeiten, Kircheneinweihung in Schladern, 700-Jahrfeier Rosbach, 800-Jahrfeier Burg Windeck, Sylvester, 850-Jahrfeier Burg Windeck, zu Hochzeiten von Mitgliedern des Schießclubs ab 1987.
Und es wurde ein Schießclublied von zwei Windecker Jungs erdacht. Elisabeth Engel und Marianne Kuhlbach kennen den alten Text noch:
Wer hat dieses Lied gesungen in der Maiennacht, von zwei Däller Jungen wurde es erdacht. Strömt herbei, ihr Däller Knallköpp, haltet euer Wort, haltet euren Club in Ehren, dass er blühe fort. Ja, ja der Schießclub geht nicht unter ja, ja der Schießclub bleibt bestehen. Und wenn dem Franz (jeweiliger Kneipenwirt) seine Theke trocken steht, ja, ja, der Schießclub bleibt bestehen. Ein dreifach Hoch dem Schießmeister Harry (jeweiliger Schießmeister) hipp, hipp hurra.
Bild 21: Abschießen der Böller mit der elektrischen Zündanlage auf dem Knoppen (Anhöhe zwischen Altwindeck und Dattenfeld)
Der Transport der Katzenköpfe von einem Ort zum anderen (Friedhof Dattenfeld, Beuel, Altwindeck, Knoppen) war sehr personalintensiv und wegen des brennenden Feuerkastens gefährlich, zumindest aber sehr unangenehm. Nach Anschaffung der besser beweglichen Salutkanone auf Rädern verbleiben die Katzenköpfe während der gesamten Prozession auf dem Knoppen.
Wie schon erwähnt, wurde nach dem Verbot des Schießens mit den Katzenköpfen 1973 eine Salutkanone angeschafft. Es handelt sich um einen Hinterlader mit Drehverschluß auf einer Lafette. Er wird mit Kartuschen geladen, die mit Pulver gefüllt, mit einem eingepressten Korken verdämmt und mit einem Zündhütchen versehen werden. Die schussfertigen Kartuschen werden in verschließbaren Holzkisten mitgeführt.
Bild 22: Salutkanone mit Munitionskisten und abgeschossenen Kartuschen
Zum Schießen wird eine geladene Kartusche in das Patronenlager geschoben, der Verschluss durch Drehen um 180 Grad geschlossen und der Schlagbolzen gegen eine Feder gespannt. Durch Ziehen an einer Leine wird die Arretierung des Schlagbolzens gelöst, der dann durch die Federkraft auf das Zündhütchen der Kartusche geschlagen wird. Das Zündhütchen entzündet die Pulverladung und der Schuss fällt. Durch Öffnen des Verschlusses wird die leere Kartusche ausgeworfen und der Vorgang kann von vorne beginnen. Bei geübten Schützen ist eine recht schnelle Schussfolge möglich.
Bild 23: Auch bei schlechtem Wetter möglich
Bild 24: Abschießen an der Kanone
Zum Laden der Kartuschen, insbesondere zum Einpressen des Korkens, wird eine Ladeeinrichtung benötigt. Um die Kartuschen auch unterwegs nachladen zu können, wurde die Ladeeinrichtung auf einen Handwagen montiert, auf dem auch alles sonst Nötige mitgeführt wird (insbesondere die Munitionskisten). Um auch mit der Kanone schnelle Ortswechsel zu ermöglichen (während der Prozession wird von verschiedenen Stellen aus geschossen, zu deren Erreichen die Zeit oft knapp bemessen ist), wird sie für längere Wege auf einen Anhänger verladen, was mit vier Schützen problemlos möglich ist.
Bild 25: erster Begleitwagen mit Ladeeinrichtung, Christoph Nacken und Reiner Thiel
Bild 26: Kanone mit Mannschaft auf Anhänger verladen vor der Fahrt nach Altwindeck
v.li: Hermann-Josef Salz, Oliver Runge, Reiner Thiel, Johannes Thiel, Bernd Hasenbach.
Die Katzenköpfe wie auch die Kartuschen der Kanone werden mit Schwarzpulver geladen. Dieses war vor hundert Jahren ein üblicher Sprengstoff, und es gab entsprechend viele Hersteller (z. B. die Pulvermühle im Elisental) und Händler. Die Beschaffung konnte „heimatnah“ erfolgen. Dies hat sich bis heute sehr geändert. Es gibt in Deutschland nur noch einen Hersteller von Schwarzpulver. Die Händler sind auch seltener geworden.
Schwarzpulver gibt es in verschiedenen Körnungen. Das grobkörnige, relativ preiswerte Sprengpulver wäre gut verwendbar. Da die Erlaubnisscheine der Schießmeister aber auf „Böllerpulver“ ausgestellt sind, muss dieses feinkörnigere und entsprechend teurere Pulver verwendet werden.
Bild 27: Harri beim Laden der Böller
Die Beschaffung von Pulver war früher recht einfach. Harri Holschbach erzählt:
„Früher fuhr man mit dem Fahrrad zur Pulvermühle Hamm, kaufte dort das Pulver ohne große Formalitäten und transportierte es mehr oder weniger gut gesichert auf dem Gepäckträger nach Hause. Überkam den Fahrer unterwegs der Hunger oder Durst, standen Fahrrad und Pulver auch schon mal unbeaufsichtigt vor einem Wirtshaus und die weitere Heimfahrt war etwas wackelig. Aber es ist nie etwas passiert.“
Die Beschaffung von Pulver aus Hamm war nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr gegeben und das Kontingent sehr knapp bemessen. Das Pulver musste zu horrenden Preisen besorgt werden. Das dazu notwendige Geld wurde seit jeher bei den Bewohnern des Windecker Tals gesammelt, indem Vereinsmitglieder von Haus zu Haus gingen.
Eine Zeitlang konnte das Pulver durch die Vermittlung von Hans-Josef Salz besorgt werden. Der war auch Mitglied im Schießclub gewesen (zehn Jahre Kassierer) und arbeitete bei Dynamit Nobel in Troisdorf. Dynamit Nobel wiederum betrieb eine Schwarzpulverfabrik in Adolzfurt (Hohenlohekreis), die dadurch einige Jahre der Pulverlieferant des Schießclubs war.
Frühere Schießmeister (soweit noch zu ermitteln):
Lorenz Zimmermann, Karl Schwellenbach, Johann Müller, Roland Müller, Heinrich Schmidt (wohnte gegenüber dem Heimatmuseum), Heinz Heuser, Heinrich Schmidt (Oberwindeck) von 1922-1950, Rolf Steckelbach (der kurz nach dem 2. Weltkrieg eine Sondergenehmigung zum Pulvererwerb und Schießen von den Engländern bekam), danach Harri Holschbach (*1941, †1923)
Bild 28: Harri Holschbach, langjähriger Schießmeister. Foto: Sylvia Schmidt
Nicht nur die Beschaffung von Pulver wurde immer schwieriger. Im Jahre 1971 drohte dem Verein das Aus wegen verschärfter waffen- und sprengstoffrechtlicher Vorschriften. Nun war zum Umgang (Erwerben, Aufbewahren, Verwenden, Vernichten, Transportieren) mit Sprengstoffen, zu denen auch Schwarzpulver gehörte, eine persönliche Erlaubnis der Behörde erforderlich, ohne diese Erlaubnis konnte kein Pulver gekauft werden. Die Erteilung dieser Erlaubnis setzte voraus
ein Bedürfnis, d. h. es musste ein Grund für den Umgang mit Sprengstoff vorliegen; entsprechend dem Grad des Bedürfnisses wurde die zugestandene Pulvermenge begrenzt
- die persönliche Zuverlässigkeit des Antragstellers (kein Trinker oder Drogensüchtiger, nicht vorbestraft, in geordneten Verhältnissen lebend)
- den Nachweis der Sachkunde durch Vorlage einer Bescheinigung über den Besuch eines anerkannten Lehrgangs.
Bild 29: Zeitungsartikel
Da es auch Menschen gibt, für die das Schießen nicht Ausdruck einer besonderen Ehrung ist, sondern eine störende Lärmbelästigung, ist der Staat der Ansicht, dass er zu entscheiden habe, ob das Interesse an der festlichen Ausschmückung einer Veranstaltung überwiegt oder das Ruhebedürfnis von eventuell sich gestört fühlenden Anwohnern. Durch Verhandlungen mit der Gemeinde Windeck, der Kreispolizeibehörde und der damals zuständigen Gewerbeaufsicht Bonn gelang es, diese Erlaubnis zu erhalten. Ohne den entschiedenen Einsatz der Kirchengemeinde St. Laurentius wäre dieser Erfolg aber wohl nicht möglich gewesen; die Angelegenheit soll bis zum Erzbistum gegangen sein.
Im Jahre 1972 machte Harri mit Erfolg (er war ehemaliger Pionier der Bundeswehr) einen Lehrgang für Böller- und Sportschützen und so konnte das Pulver offiziell gekauft werden. Das zugewiesene Pulverkontingent war allerdings sehr knapp bemessen. Daher, und um eine Schießmeister-Vertretung zu haben, legten die Brüder Axel und Christoph Nacken 1983 auch die Schießmeisterprüfung ab, wodurch die Pulverzuteilung höher wurde. Damit wurde es möglich, im Rahmen des Erlaubten nicht verschossenes Pulver oder Pulver für andere Ereignisse als Fronleichnam zu bevorraten. Dazu wurde gemäß den Vorschriften zur Lagerung von Sprengstoff ein Tresor in Harris Schuppen eingebaut, worin die (geringen) Pulvervorräte gut und sicher aufbewahrt wurden.
Bild 30: Gruppenfoto
Sitzend: Christoph Rötzel, Dirk Finkensiep, davor Hermann-Josef Salz, Reiner Thiel mit weißem Taschentuch, Peter Rötzel, davor Andreas Lutz, Peter Rötzel, weißes Hemd NN, Michael Althoff, Bernd Hundhausen, Andreas Bianco
v. li.: stehend: Harri Holschbach, Christoph Nacken, Axel Nacken, Gerd Trost, Bernd Hasenbach, Werner Thewes, Arno Leimann, Karl Wienand, Klaus Müller, Besuch von Klaus, Ralf Schorn
Schießmeister nach 1983:
Axel Nacken, Christoph Nacken, Andreas Lutz, Bernd Hasenbach, Peter Engel, Jürgen Busch, Marco Diensberg, Marco Gaebler, Johannes Thiel, Hendrik Hasenbach
Auch die Tradition des Böllerschießens muss finanziert werden. Pulver, die Genehmigungen, der amtliche Beschuss der Böller und der Kanone, Versicherungen und Ähnliches kosten Geld. Dies wird bei den Bewohnern des Windecker Tales gesammelt. Dazu gehen Schießclubmitglieder von Tür zu Tür.
Pulvergeld sammeln, von Harri erzählt: „Früher war es das Ereignis für viele und sie freuten sich, wenn eine Abordnung zum Sammeln vorbeikam, aber nix nur vorbei, sondern es wurde meist gemütlich und langwieriger. Erstmal wurde einer getrunken, wobei es natürlich nicht immer bei einem Glas blieb. Zuerst wurden die Pastöre, Ärzte und Geschäftsleute beehrt, denn die gaben am meisten. Die Schwierigkeit war damals, dass es sieben Kneipen in Dattenfeld gab, da kann man sich ja vorstellen wie anstrengend es war. Auch in Schladern und Dreisel wurde gesammelt. „Wir sammeln Geld für Pulvergeld“, so war der Spruch der immer gesagt wurde.“
Da eine Ablehnung der angebotenen gutgemeinten, meistens alkoholischen Wegzehrung oft als Kränkung empfunden wurde, taten die Geldsammler in dieser Beziehung, was sie konnten, allein schon, um nachteilige Auswirkungen auf die Spendenbereitschaft zu vermeiden. Harri ist dann auch mal ausgeknockt worden; beim Kaufhaus Ewald Zimmermann wurde er so abgefüllt, dass er erst am nächsten Tag wieder wach wurde.
Über den Ablauf des Fronleichnamstages erzählt Ulrich Oligschläger: „Um sechs Uhr morgens wurde in Windeck angeschossen, dann zu Fuß nach Dattenfeld, halb neun Uhr auf dem Friedhof. Den Segen gab es damals im Dorf, ein Kreuz stand früher an der Hauptstraße, bei Anstreicher Werners Haus. Geschossen wurde dann an der Burg Dattenfeld, vorm Berg (bei Dachdecker Salz), nächste Station im Broich und dann im Dall auf dem Schulhof (heute Museum), und an der Kapelle. Dann wurde die Prozession überholt und auf dem Knoppen geschossen. Ab Dattenfelder Kreuz wurde dann geschossen, bis die Leute an der Kirche waren (Flächenschießen), da durften auch verheiratete Männer mitschießen. Da sieben Katzenköpfe zur Verfügung standen und auch die Signale (spezielle Zeichen) damals mit weißen Taschentüchern gegeben wurden, brauchte es viele helfende Hände. Um elf Uhr war dann die Abschlussmesse, danach ging es zur Altwindecker Kapelle und zur Windecker Kirmes zum Feiern. Vorher wurde das ganze Dorf schön geschmückt, auch der Prozessionsweg nach Dattenfeld. 1942/43 wurde die Prozession kriegsbedingt verboten. Im Juni 1945 war die erste Prozession nach dem Krieg, es nahmen über 2500 Menschen daran teil. Das war ein gewaltiges Schauspiel, aber auch verständlich.“
Der Vater von Ulrich Oligschläger, Wilhelm Oligschläger (*1915, †2007) war Mitglied im Schießclub. Die Familie wohnte früher in Oberwindeck. Wilhelm Oligschläger (seit 1936 in der Wehrmacht, Kriegsgefangenschaft in Russland) war am 2. Januar 1950 der letzte Windecker Rückkehrer und wurde mit Böllerschüssen begrüßt. Er war bis 1953 aktives Mitglied und freute sich viele Jahre noch über Besuche zum Sammeln vom Pulvergeld. Auch zu seiner Goldhochzeit 2003 wurde für ihn und seine Frau geschossen. Sohn Ulrich, Pastor a. D., ist seit Jahrzehnten „der gute Geist“ beim Schießclub und unterstützt wo er kann (Bilder Ibiza 2001, Fahnensegnung 2003). Zu seiner Primiz 1986 wurde natürlich geböllert.
Bild 31:
Vorne Mitte v. li.: Günter Resiori, Rolf Steckelbach, dahinter mit Kännchen Willi Oligschläger, daneben Franz-Josef Simon, davor Herbert Busch, Rudolf Kölschbach
hinten v. li.: Heinz Heuser, Hans-Josef Gauchel, Willi Heuser, dahinter Bruno Althoff, Edwin Resiori, Max Winter, Josef Heuser, Schießmeister Heinrich Schmidt.
Ulrich Oligschläger erzählt: „Pastor Weber kehrte zum Ruhestand nach Windeck zurück (gebürtig aus Dreisel). Der freute sich so, die Jungs Fronleichnam am Friedhof anzutreffen, dass er sofort hundert Mark spendete; er hätte sie 50 Jahre vermisst.“
Bild 32: Fronleichnam an der Windecker Kapelle
Bild 33: Magdalene Kölschbach, langjährige Betreuerin der Kapelle
Die Frauen/Mädchen (unverheiratet) blieben lange im Hintergrund, aber waren von Anfang an dabei. Sie waren für die Ausschmückung der Kapelle und deren Umgebung zuständig. Die Kapelle wurde geputzt und bevor nicht alles glänzte und fertig war, durfte man nicht zum Tanz.
Marianne Kuhlbach erzählt:
„Damals war Frau Seifert für die Kapelle zuständig, und die war sehr genau. Es gab drei verschiedene Putztücher für die Marienskulptur (die durften nicht verwechselt werden) und wehe es wurde das falsche Tuch benutzt, was natürlich passierte. Leider ist da auch schon mal ein Malheur passiert. Beim Reinigen des weißen Rosenkranzes fiel er auf einmal runter, und weil man es ja eilig hatte, wurde er kurz ins Weihwasser getunkt und gereinigt - mit dem richtigen Tuch -, aber eigentlich hätte er neu gesegnet werden müssen laut Frau Seifert. Aber man wollte ja schnellstens zum Tanz in die Gastwirtschaft „Zur Linde“. Damals feierte man das Däller Breifest zu Fronleichnam. Die Blumen wurden noch von den Schülern der Windecker Volkschule gesammelt, auch schon mal im Unterricht mit Lehrer Peter Lutz, der die besten Kenntnisse hatte, wo die schönsten blühten.“
Später, so erzählte Käthe Brokop, wurde auch im „Broich“ gesucht. Es wurden Tannenspitzen und Lupinen, Farn und wilde Blumen gesammelt.
Bild 34: Kapelle innen
Die Kapelle alleine würde einen extra Bericht brauchen. Hier nur angeschnitten, wer sich alles gekümmert hat: Frau Seifert, Trinchen Röhrig, Magdalene Kölschbach (hat die Decke angefertigt) und Helga Kling (seit 1989).
Zurück zu den Frauen und Mädchen: Früher wurden die Rosen in der „Linde“ gemacht. Zu „Steinhaufs-Zeiten“ gab es dann Wasser oder Apfelsaft zu trinken Und man traf sich Wochen vorher, damit man genug Zeit hatte für vier Bögen (es waren mal fünf) um alles rechtzeitig fertig zu bekommen. Das Papier wurde in Dattenfeld im Schreibwarengeschäft Joest bestellt. Stricknadeln und Scheren brachte jede selber mit.
Rosen machen:
Seidenpapier abmessen und schneiden, falten, Ecken abschneiden, mittels einer Stricknadel und eines Flaschenöffners das Papier stauchen und wickeln sowie den Befestigungsdraht.
Bild 38: Vorbereitungen1985 im Dorfhaus
Obere Bilder: Bettina Voss, Marie-Luise Zimmermann,
Mitte links Bettina beim Kleben,
Mitte rechts: v. l. unten: hockend Nicole Stoebner und Judith Kuhlbach,
Reihe unten stehend: Bettina Voss, Kerstin Gottschalk, Patricia Voss, Silke Ottersbach, Birgit Engel
Obere Reihe: Dorothea Salz, Marie-Luise Zimmermann, Ute Engel, Gabi Althoff,
Bild unten links: im Dorfhaus nach Beenden der Klebearbeiten
Anfang der 1980erJahre war das Dorfhaus eingeweiht worden und man zog um; da war mehr Platz und man konnte ungestört arbeiten und noch gemütlich zusammen sitzen, die Kräuselarbeiten kleben und die Fahnen sortieren. Nach Sortieren der Fahnen nahm jede einige mit zum Bügeln nach Hause und brachte sie am Fronleichnamsmorgen zum Aufhängen wieder mit.
Bild 40: Blumenbilder 1985
Bis Anfang der 1970er sammelten noch die Schüler der Windecker Schule die Blumen. Später durfte man in manchen Gärten und Vorbeeten sammeln. Die gesammelten Blumen brachte man zu Trinchen Röhrig (die zur damaligen Zeit für die Kapelle zuständig war) in die Garage und zur Belohnung durfte man sich aus der Quality Street Dose eine Süßigkeit aussuchen.
Erinnerungen – Dreifaltigkeitssonntag von Käthe Warminski (geb. Ottersbach)
„Die Bögen wurden ausgebessert, das Tannengrün bereits im Wald geholt und passend geschnitten. Meist hatten die Frauen die Rosen für die Bögen schon eine Woche vorher fertig. Am Vorabend von Fronleichnam sammelten sie alle im Ort Garten und Wiesenblumen, um die Kapelle festlich zu schmücken, anschließend ging es zum Tanz zur „Linde“.
Am Fronleichnamstag standen vier Bögen im Ort. Wo die Prozession herging, säumten Fahnen und Birkenreiser den Weg. Am nächsten Tag war ein Kaffeekränzchen mit Tanz in der Linde für alle Frauen und Mädchen, die geholfen hatten.“
Dazu auch ein Hinweis von einem Bericht aus dem Buch „Windecker Heimatgeschichten – Dorfbewohner erzählen von früher und heute“, Windeck im Wandel e.V. (WiWa) und Kultur-Initiative Windeck (KIWi) Seite 61 – „Von Däller Gepflogenheiten im Wandel der Zeit“, von Beatrix Patt verfasst.
Bild 41: Gemeindeblatt Windeck 1984, der Verein wurde gegründet
Bild 42: die Satzung
„Böller- und Rosenclub Altwindeck“ hieß es dann 1991 bei der Mitgliederversammlung. Ein neuer Vorstand wurde gewählt: 1. Vorsitzender Bernd Hasenbach, Geschäftsführer Eckhard Kulbach, 1. Kassierer Jürgen Busch, 2. Kassierer Hermann Josef Salz, Pressewart Gabi Althoff, weiblicher Beisitzer Ute Engel, Kassenprüfer Harri Holschbach und Andreas Lutz.
Anschließend wurde im Mitteilungsblatt der Gemeinde Windeck folgendes veröffentlicht: „Der neue Vorstand möchte gerne beweisen, dass „neue Besen“ gut kehren. Aus diesem Grund bittet er, bei den Vorbereitungen zur diesjährigen Fronleichnamsprozession recht zahlreich zu erscheinen.
Der 1. Termin ist am 25.Mai 1991. Wir treffen uns um 9 Uhr an der Kapelle, um Tannenreiser für die Dekoration der Triumphbögen im Wald zu holen.
Der 2. Termin ist am Folgetag. Es wird in den Orten Dattenfeld, Schladern und Altwindeck traditionell „Geld für Pulvergeld“ gesammelt. Spenden aus anderen Orten und von Gästen werden von unseren Mitgliedern gerne entgegengenommen.
Wenn die Frauen unseres Ortes mit den Steckarbeiten fertig werden, wollen wir am Montag, dem 27. Mai 1991, den ersten Bogen gegen 16 Uhr „in der Bitze“ und am Dienstag, dem 28. Mai, gegen 16 Uhr die beiden Bögen „Im Dall“ aufsetzen. Am 29. beginnen wir gegen 9 Uhr mit den restlichen Arbeiten, wie Aufstellung der Birkenreiser und Fahnenstangen am Prozessionsweg, sowie mit der Ausschmückung der Marienkapelle.
Wir bitten um pünktliches Erscheinen damit wir pünktlich um 19 Uhr die Windecker Kirmes (Däller Breifest) mit unseren Böllern anschießen und um 20 Uhr den Discoabend besuchen können.
Am Donnerstag, dem 30.Mai wird um 6 Uhr der Fronleichnamstag mit Böllerschüssen begonnen. Die Rosenmädchen werden gebeten, um 6.30 Uhr an der Kapelle einzutreffen, damit bis zum Einzug der Prozession die Blumenbilder auf der Straße fertig sind.
Zur Information: Die Fronleichnamsprozession geht gegen 8.45 Uhr von der Pfarrkirche St. Laurentius in Dattenfeld ab. Danach besuchen Sie unsere Kirmes, dieser Aufruf geht besonders an die Bewohner von Altwindeck, damit das traditionelle Fest auch in Zukunft aufrechterhalten bleibt. Wir weisen darauf hin, dass um 20 Uhr ein Tanzabend (auch für Senioren) mit den „Banyoboys“ stattfindet und das Heimatmuseum am Fronleichnamstag die neuesten Funde von der Burg Windeck ausgestellt hat.
Am Freitag, dem 31.Mai lassen wir ab 10 Uhr die Kirmes ausklingen beim Frühschoppen mit Eintopfessen im Vereinslokal „Zur Linde“ in Altwindeck und um 16 Uhr mit dem Böllerschießen an der Kapelle.
Zu den Arbeitsterminen sind auch Nichtmitglieder herzlich eingeladen.
Mit freundlichen Grüßen Gabi Althoff – Pressewart“
Bild 43: 1988 bei Regenwetter
1. Reihe v.li: Kerstin Gottschalk, Judith Kulbach, Manuela Trost, Stefanie Nonnweiler, Nicole Stoebner, NN
2. Obere Reihe v. li.: Ute und Birgit Engel, Claudia Hundhausen, Gabi Althoff, NN
Bild 45: Gruppenfoto vor der Kapelle 1989
Vorne hockend Bernd Hasenbach und Marco Skrobic
v. li. Harri Holschbach, Bernd Hundhausen, Hermann Salz, Peter Engel, Andreas Lutz, Mario Busch, Jürgen Busch, Christoph Nacken, Dirk Finkensieb, Ute Engel, Judith Kulbach, Manuela Trost, Nicole Stoebner, Gabi Althoff, Ina Fuhlen
Dazu passt noch eine Geschichte, von Nicole: „Wir, Manuela, Dorothea, Kerstin, Steffi. und Gabi waren Blumen sammeln und fuhren mit dem Auto an eine bestimmte Stelle. Leider war es da sehr sumpfig, aber für schöne Blumen - voller Einsatz. Na, wie man sich denken kann, die Kleidung musste gewechselt werden, so dass der Pullover als Hose herhalten musste und es eine ziemlich nasse Erlebnistour war. Aber wir hatten Spaß.“
Zu dieser Zeit wurde es immer schwieriger, die Blumen zum Dekorieren zusammen zu bekommen. Man ging dann zu den ansässigen Blumenläden und bat um Spenden von B-Ware oder Resten, die nicht mehr zum Verkauf geeignet waren.
Je nachdem wieviel Blumen da waren wurden die Bilder schon mal erweitert. Standard war Glaube = Kreuz, Hoffnung = Anker und Liebe = Herz sowie das Ave-Maria im Türrahmen. Dann gab es ein Nest in der Mitte vom Bogen an der Kapelle, das immer bewacht werden musste, damit die Autofahrer es nicht zerfuhren. Und der Rest wurde in der Mitte der Straße nach oben und unten verstreut. Danach wurde sich schick gemacht, um dann wiederzukommen und aufzupassen, dass keine wilden „Raser“ die Blumenpracht zerstörten.
Die Girlande um die Kapellentüre wurde mit Papierrosen und später mit einem speziell gemachten kleinen Kreuz aus gekräuseltem Krepp-Papier geschmückt (Bild 47). Das kleine Kreuz wurde später aus kleinen Seidenpapierrosen gemacht (Bild 78).
Bild 47: Kapellentürkranz mit gekräuseltem Kreuz
Bild 48: Blumenbilder 1991
Bild 49: Eckhard Kulbach, Stefan Stöcker, Jürgen Busch, Marco Skrobic
Bild 50: Georg Salz, Stefan Hasenbach, Bernd Hasenbach
Ab 1995 gab es Frühstück bei Andreas Lutz genannt Butze in der Wachholderstrasse, wo Harri wohnte und viel gefeiert wurde. Auch nachts wurde mal durchgemacht, naja mit kurzen Unterbrechungen, wie einem Schläfchen jemand auf der Bank vor Harris Haus. Es wurden Eier gebraten, die leider mal bei der Wendung an der Decke hingen blieben. Der Alkohol spielte da natürlich eine Rolle. Manche mussten morgens extra geweckt werden, damit um sechs Uhr pünktlich angeschossen wurde.
Mittlerweile halfen auch die Ehefrauen und Freundinnen mit. Die Bögen wurden hauptsächlich von den “alten“ Windeckern zusammengesteckt. In zwei Gruppen, eine in der Bitze (Ecke Engelssiefen - Im Thal Windeck) auf Karl Hasenbachs Wiese, viele Jahre unter einem schönen Apfelbaum. Die andere Gruppe traf sich auf dem alten Bauernhof von Johannes Salz (Ur-Mitglied des Schießclubs). Bei den Mädchen übernahm nach Gabi Althoff die Ehefrau des 1. Vorsitzenden Bernd Hasenbach - Anke Gogol - das Kommando. Aber die nächsten Jahre waren schwer durchzuhalten, der Nachwuchs fehlte.
Bild 51: Gruppenbild auf dem Knoppen
v. li.: Karl Wienand, hockend Andreas Lutz, Klaus Müller, Axel Nacken, Hermann-Josef Salz, Marco Skrobic., Andreas Bianco, kniend Bernd Hasenbach, NN, Christoph Nacken, Bernd Hundhausen, Thomas Lukisch, Harri Holschbach, Arno Leimann.
Es wurde 1995 auch bei der 1100-Jahrfeier in Dattenfeld geschossen sowie jedes Jahr Sylvester auf der Burg. Jährlich wurde das Martinsfeuer aufgebaut, dazu später mehr.
Im Jahr 2000 wurde das Schauspiel „Der Graf von Windeck“ (von 1950) neu aufgeführt, natürlich auch mit Schießclub-Beteiligung. Bei der Primiz von Mike Kolb am 24. Juni 2001 erschien der Schießclub in Berufskleidung: rotkarierte Hemden und olivgrünen Kniebundhosen.
Bild 53: Blumenschmuck 1986
Auch zu Goldhochzeiten wurde geschossen. Hier seien einige festgehalten:
26.08.1929 Heinrich und Katharina Busch
14.07.1932 Andrea und Arnoldine Caminneci
24.02.1950 Wilhelm und Katharina Zimmermann
22.11.1956 Martin und Elisabeth (Lisbeth) Kolb
15.07.1972 Heinrich und Elisabeth Busch
09.02.1973 Gerhard und Katharina Rötzel
30.10.1976 Franz und Lina Simon
26.06.1981 Paul und Margarete Orthmann
28.04.1984 Josef und Elisabeth Hombach
27.10.1984 Anton und Gertrud Ottersbach
12.09.1985 Franz und Helene Steinhauf
23.01.1993 Otto und Hilde Ritter
15.02.1997 Lorenz und Gertrud Hombach
16.02.1997 Stefan und Lieselotte Mück
06.08.1999 Karl und Helma Röhrig
2003 Marianne und Theo Baur
2016 Helga und Karl-Heinz Kling
2017 Hans und Rita Brosowski
2018 Irmgard und Johannes Salz
Am 6. August 1999 Goldhochzeit von Helene und Karl Röhrig. Der Schießclub war wie immer mit den Katzenköpfen zur Stelle. Die Böllerschüsse gingen dort oben in der Altwicke durch Mark und Bein. Bei Einbruch der Dunkelheit brannte dann der Schießclub das obligatorische Feuerwerk ab.
Auch einige Diamant-Hochzeiten galt es zu begleiten:
1982 Heinrich und Elisabeth Busch
1982 Josef und Elisabeth Hombach
Bild 54: Karneval 1998: Schießclubmitglieder als Katzenköpfe
Der Schießclub nahm auch am Karneval teil:
* 1998 als Katzenköpfe (siehe Foto)
* 2000 als Vogelscheuchen
* 2002 als Landesflaggen
* 2003 als Coca-Cola Dosen
* 2004 als Dschungelcamp (Foto)
* 2005 als Schneewittchen und die sieben Zwerge
* 2006 als Fußbälle (WM-Botschafter)
* 2009 als Früh-Kölsch Gläser
* 2010 als Wicki und die starken Männer
* 2011 als Hühner
* 2012 als Piraten (mit dem 20 Jahre alten Bollerwagen als Piratenschiff)
* 2014 als Piraten (PKW Anhänger umgebaut als Piratenschiff)
1990 wurde an einem Volleyballspiel teilgenommen unter Leitung von Franz Ottersbach.
Am Sonntag, dem 27.August 2000, wurde in Altwindeck das 100-jährige Schuljubiläum gefeiert. Den feierlichen Gottesdienst begleitete der Schießclub mit Böllerschüssen.
Im Jahr 2001 warb der Schießclub als Sponsor von Trikots für den TUS Schladern.
Und es wurde mehrmals nach Apolda zum Fußball spielen und nach Ibiza (2001 und 2012) gefahren (auf eigene Rechnung natürlich).
Bild 56: Ibizaurlaub 2001 mit geistlichem Beistand Pastor Ulrich Oligschläger (auf unterem Bild 6. von rechts)
Zu den Aufgaben des Schießclubs gehört auch das Aufstellen der Bögen und das Aufhängen der Marienfahne.
Bild 59: 2003 Kreuz-Bogen am Ortsausgang Richtung Dattenfeld
Bild 60: Vorbereitung Bitzenbogen zum Aufstellen mit Johannes Salz und Trecker, Hans Brosowski und Eckhard Kulbach
Bild 61: Bernd Hasenbach und Reiner Thiel
Bild 62: Bitzen-Bogen „Liebe, Glaube, Hoffnung“
Bild 63: Blumenschmuck 2004
Dann gab es 2005 wieder ein besonderes Ereignis - die Primiz von Ralf Neukirchen aus der „Bitze“.
Ralf erinnert sich: „Am 4. Juni 2005 wurde es laut im Dall. Der Schießclub hatte am Waldrand hinter unserem Elternhaus alles für das traditionelle Böllern vorbereitet. Anlass des Feierns war meine Priesterweihe und Primizfeier. Mit der Primiz (der ersten Messe eines neugeweihten Priesters) geht normalerweise Glockenklang einher. In Altwindeck werden besondere Feste aber durch das Böllern angekündigt und gerahmt. Der Ausbildungsweg zum Dienst als Priester ist ziemlich lang (acht bis zehn Jahre). Dass er an diesem Abend mit „einem Knall“ endete, half mir zu verstehen, dass mit meiner Priesterweihe ein Punkt erreicht war, der vor allem für die Menschen wichtig ist. Denn im Grunde genommen hofft man doch, dass sich mit dem „lieben Gott“ etwas Wertvolles und Segenreiches für das Leben verbindet. Die Stimme Gottes kommt in der Bibel immer wieder vor. Mal „donnert“ sie (Psalm29,3) und mal ist sie wie „geflüstert“ (1 Könige19). Ein Priester wird nicht für sich selbst geweiht, sondern für Menschen. Das soll in einer Priesterweihe anklingen. Das Däller „donnernde“ Böllern und sein Echo im Tal meiner Heimat im Windecker Ländchen bleiben mir in tiefer Erinnerung!“
Bild 64: Primiz Ralf Neukirchen 2005
Bild 65: Zeitungsausschnitt zum 25-jährigen Jubiläum
Bild 66: alte Mitglieder: Volker Weber, Werner Thewes und Klaus Müller auf dem Knoppen, wo die älteren Jahrgänge mithalfen
Aus dem Mitteilungsblatt Windeck vom 30.05.2008
„Am Donnerstagmorgen, bereits um 6 Uhr morgens, traf man sich wieder im Park und es fielen traditionell sieben Böllerschüsse. Anschließend gab es ein wunderbares Frühstücksbuffet in der Linde, zu dem alle aktiven Schießclubmitglieder von Uwe und Katharina (Lindenwirtehepaar) eingeladen waren. Gegen 8 Uhr verteilte man sich, die Jungen mussten Richtung Dattenfeld mit der Kanone zwecks Begleitung der Fronleichnamsprozession, die Mädels Richtung Däller Kapelle, zwecks Schmücken und die ältere Generation (Foto 66) auf den „Knoppen“.
Nach der Prozession traf man sich auf dem Dorfplatz am Dorfhaus, wo eigentlich die Kirmes stattfinden sollte. Aber leider waren keine Schausteller da. Ein besonderer Dank geht an den Lombihof, die mit ihren Ponys kurzfristig einsprangen.
Von 11 Uhr bis15 Uhr spielte das Siegtaler Bläsercorps in seiner Egerlandbesetzung auf und gegen 16 Uhr freuten sich viele Ehemalige, einmal einen Böller stopfen zu dürfen.
Am Freitag fand dann noch ein gemütlicher Frühschoppen statt, der bis in die Abendstunden dauerte.“
Bild 67: Standortwechsel, Peter Engel und Georg Salz ziehen die Kanone
Bild 68: Collage Blumen 2008
St. Martin
Es fängt an mit dem Aufbau des St. Martins-Feuers, meist vier Samstage vorher. An der Feuerstelle wird ein spezieller Unterbau aufgebaut. Die Altwindecker bringen ihre Grünreste, die aufgestockt und am St. Martinstag abgebrannt werden. Manche Schießclub-Mitglieder helfen dann noch beim Verkauf von Glühwein und Kakao am St. Martinstag.
Bild 69: St. Martin 2004: aufgeschichteter Holzhaufen im Schnee
Bild 70: St. Martin 2022
Bild 71: ein Teil des Nachwuchses, dazu später mehr
Bild 72: Kräuseln noch handgemacht
Das Kräuseln für die großen Bögen hörte 2011 auf, bis auf den Bogen in der Bitze. Kreuz und PX wurden aus Metall neu angeschafft (Bild 73)
Bild 73: neues PX und Kreuze aus Metall
Bild 74: Gemeindeblatt 2010
Bild 75: Rosen mit Maschine gemacht
Und hier zwei Beispiele (Bild 76 und 77), wie es in heutiger Zeit gemacht wird.
Bild 76: Rosen machen mit Maschine
Bild 77: Rosen machen mit Hand für die Kapelle
Bild 78: Helga Kling kümmert sich seit 1989 um die Ausschmückung des Inneren der Kapelle
Bild 79: Aufhängen der Marienfahne (2011)
Bild 80: Marienfahne
Im Jahre 2010 wurde gefeiert: 25 Jahre eingetragener Verein. Am 20.November gab es eine Party im Dorfhaus. Alle Mitglieder wurden eingeladen und die Däller wurden gefragt, ob sie das Buffet unterstützen, was sie natürlich taten. Es wurden viele Fotos gezeigt und so manche Geschichte erzählt. Dabei fiel auch auf, dass der Verein schon 1984 gegründet wurde, siehe Artikel im Gemeindeblatt von 1984. Die guten alten Zeiten. Passend zur alten Tradition hat Katja Eschmann einen schönen Artikel verfasst, nachzulesen im Jahrbuch 2010 des Rhein-Sieg-Kreises „Tradition und Brauchtum“.
Bild 81: Artikel von Katja Eschmann
Bild 82: Collage Blumenschmuck 2012
Bild 83: Partyeinladung des Schießclubs 2012
Bild 84: Blumencollage 2013
Bild 85: Silke Gogol-Hoffmann und Katja Eschmann
Bild 87: Plakat 2013
Bild 88: Blumencollage 2014
Schießclub wird zum Kinostar
Oliver Runge berichtet im April 2014 in der Däller Rundschau: „Zu Fronleichnam 2013 wurden wir bei unseren Böllertätigkeiten auf dem Knoppen vom Filmteam des Kinofilms „Hagenberg“, welcher zum 700-Jahr-Geburtstag der Stadt Hachenburg gedreht wurde, begleitet. Regisseur Thomas Sonnenschein und sein Team hatten sich vorher schon angekündigt, sie bräuchten für den Film noch ein paar Einstellungen in denen Kanonen in Aktion, Pulverdampf und umherfliegende Teile sowie ein paar Ladetätigkeiten zu sehen sind.
Soweit so gut dachten wir, wird ja nichts Großes sein. Umso überraschter waren wir dann, als die Filmmannschaft nach dem Auspacken von Kameras, Stativen und Mikrofonen auch noch eine Kiste mit Requisiten öffnete. Mehr oder weniger freiwillig erklärten sich dann Bernd Hasenbach, Axel Nacken, Werner Thewes und ich (Oliver Runge) dazu bereit, uns mit den historischen Kostümen verkleiden zu lassen. Und auf „Achtung Klappe“ durften wir mehrere kleine Szenen einspielen.
Im Jahre 2014 fast schon vergessen, flatterte Ende Februar eine Einladung mit vier Freikarten für den Premierenabend am 13.März im Hachenburger Kino in den Briefkasten. Es hatte tatsächlich geklappt, Regisseur Sonnenschein hatte mit geringem Budget und mehreren hundert Freiwilligen einen abendfüllenden Kinofilm zusammengebracht.
So machten sich dann die vier Schießclub-Schauspieler, festlich gekleidet, voller Erwartung auf den Weg zum Premierenabend, um endlich einmal über den roten Teppich schreiten zu können. Und es hat sich gelohnt. Das Hachenburger Cinexx war an diesem Abend nur für „Hagenberg“ da, über 600 geladene Gäste kamen und wurden per Sektempfang und mit Häppchen auf den Abend eingestimmt. Der Hauptsponsor, die Hachenburger Brauerei, übernahm die weitere Getränkeversorgung. Danach wurde sich auf vier Kinosäle verteilt und jeder aus dem Publikum war gespannt, wenn sein Verein oder seine Gruppe im Film zu sehen war. Für uns war es dann rund um die 65. Minute soweit. Und man muss sagen, dass der Regisseur so gut geschnitten und zusammengestellt hat, dass die jedem von uns „Schauspiel-Laien“ beim Dreh aufgefallenen Unzulänglichkeiten nicht störend aufgefallen sind. Überhaupt war der Film so gut gemacht, dass auch ohne Spannung, wann man sich selbst sieht, es ein unterhaltsamer Abend war.“
Apropos Oliver Runge
Ein geborener Nürnberger kam er beruflich nach Altwindeck und wurde 2010 Mitglied im Schießclub, wo er dann auch Karriere machte und 2012 zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Er ist es bis heute (2025).
Bild 89: Fotos vom Dreh zum Hagenberg-Film
Bild 90: 1. Vorsitzender Oliver Runge bei der Arbeit
Bild 91: Abbau Bögen
Auch mal ein Beispiel des Abbaus. Zeitlich kann das schon mal länger rieseln oder ...naja, aber es wurde immer noch vor St. Martin geschafft. Scherz.
Bild 92: Blumencollage 2015
Bild 93: Blumencollage 2016
Bild 94: Hendrik Hasenbach, Peter Engel und Jan Kling im Einsatz
Bild 95: Zeitungsausschnitt von 2015
Apropos Bernd Hasenbach (*1965). Wie schon erwähnt, war er ab seinem 14. Lebensjahr dabei. Auch seine Eltern Josef (*1921, † 1997) und Rosel (*1934) sowie seine Schwestern (ehemalige Rosenmädchen) sind bis heute dem Verein tief verbunden. Trotz ihres hohen Alters von 90 Jahren freut sich Rosel auch dieses Jahr (2025) wieder auf Fronleichnam und ihre Aufgaben, die sie wie jedes Jahr gerne erfüllt. Sie gehört zu den ältesten Bogenstecherinnen, beherbergt in ihrem Haus den Schießclubkeller, die Fahnen samt Fahnenstangen und stellt dem Verein auch ihr Gartenhaus zur Verfügung (Fotos 2014,2018,2024).
Im Jahr 1992 stieß Anke Gogol aus Dattenfeld als Freundin von Bernd zum Schießclub. 1993 erwarb Bernd die „Erlaubnis nach §27 des Sprengstoffgesetzes, kurz „Schießschein“. Nach ihrer Hochzeit (1995, wo natürlich auch geböllert wurde) kam bald die nächste Generation hinzu. Hendrik (*1997) und Frederik (*1999) sind praktisch von Geburt an Vereinsmitglieder. Seit 2018 besitzt Hendrik auch einen Schießschein. Mittlerweile ist Bernd Ehrenvorsitzender. Die gesamte Familie ist selbstverständlich immer noch im Einsatz für den Verein.
Bild 96: Eines der frühesten Fotos von Bernd Hasenbach (mit Christoph Nacken und Klaus Müller) Anfang der 1980er Jahre
Bild 97: verschiedene Fotos mit Rosel und Bernd Hasenbach
Bild 98: Blumenschmuck 2017
Bild 99: Harri Holschbach und Käthe Brokop 2017. Foto: Sylvia Schmidt
Harri Holschbach war ehemaliger Schießmeister und Jahrzehnte lang Mitglied des Schiessclubs. Käthe Brokop war ehemaliges Rosenmädchen. Sie haben jedes Jahr Spaß und sitzen zur Fronleichnamsprozession in der ersten Reihe.
Bild 100: Primiz Michael Schmitt 2017
Im Jahr 2017 war viel los im Schießclub. Die Böllergeräte mussten zum Eichamt zwecks amtlichen Beschusses und wie jedes Jahr Mitgliederversammlung sowie Vorbereitung und Durchführung von Fronleichnam.
Die Goldhochzeit von Hans und Rita Brosowski am 17.März 2017 stand an. Die beiden sind jahrelang dem Verein verbunden, sei es um ein Frühstück auszurichten oder einen Kasten Bier zu spenden, beim Aufbau der Bögen oder sonst irgendwie zu helfen (Bild 60). Beim Goldhochzeits-Kränzen ließ sich der Schießclub es auch nicht nehmen, mit den „Katzenköpfen“ Salut zu schießen.
Und apropos Spende: da gibt es einen Spenden-/Dankesspruch, wenn der Schießclub eine Runde (meist Bier) ausgegeben bekommt:
„Unser lieber Spender/unsere liebe Spenderin (Name) hat es sich nicht nehmen lassen, diese kühle Ware (Runde)zu kredenzen. Ihm/Ihr sei gedankt nach alter Schießclubsitte mit einem dreifach: Gut Schuss - Gut Schuss - Gut Schuss.“
Für ein weiteres großes Ereignis hatten sich im Winter 2016 bei Anke und Bernd im Oberdall Oliver Runge sowie Marita und Michael Schmitt getroffen. Die bevorstehende „Däller Primiz“ des Altwindecker Jungen Michael Schmitt bedurfte einer umfangreichen Planung mit Schießclub-Beteiligung. Mutter Marita, die früher auch ein Rosenmädchen war, hatte viele ehemalige und aktive Rosenmädchen um Mithilfe gebeten. Wie in der guten alten Zeit wurde sich zweimal in der „Linde“ getroffen. Gemütlich und bei leckeren Häppchen wurden alte Geschichten erzählt und nebenbei die traditionellen Seidenpapierrosen hergestellt. Die aktive Rosenchefin Anke Hasenbach-Gogol gab Hilfestellung (Bild 101). Dann wurde natürlich zum „Polterabend“ geschmückt und bei den langen Girlanden und Bögen halfen auch die Schießclub-Männer mit. Ein gelungenes Fest und zum „Polterabend“ und den Messen wurde natürlich ordentlich geböllert. (Text: Marita Schmitt)
Bild 101: Marion Stoebner, Carmen Runge und Anke Hasenbach im Einsatz für die Primiz
Dann gab es noch eine Schießclub-Party sowie den Aufbau des St. Martinfeuers und die Durchführung des St. Martin Umzuges. Und neue Mitglieder gab es auch noch aus den Familien Engel und Warminski.
Bild 102: Einladung zur Schießclub-Party 2017
Bild103: Herman Salz (mit Kappe), Stefan Hasenbach und Felix Warminski im Einsatz (2018)
Bild 104: Transport mit Anhänger
Bild 105: Blumenschmuck 2018
Bild 106: Goldhochzeit Irmgard und Johannes Salz 2018. Foto: Sylvia Schmidt
Auf den Fotos „Salz“ (Bild 106) sieht man schon, dass Johannes und Irmgard Salz früh mit Fronleichnam verbunden waren. Auch Johannes Vater Josef Salz war schon im Schießclub.
Die Goldhochzeit 2018 war ein großes Fest für alle Altwindecker. Es war herrliches Wetter und es wurde standesgemäß geböllert. Johannes und sein Bruder Rudi waren seinerzeit als junge Männer im Schießclub gewesen. Auch Johannes Söhne Hermann-Josef (*1969) und dessen drei Kinder Anna-Lena (*1998), Johanna (*2000) und Elias (*2008) sowie Georg sind im Schießclub aktiv. Tochter Dorothea war auch mal als Rosenmädchen dabei (Foto von 1985).
2018
2018 war ein heißes und sehr trockenes Jahr. Es musste sehr aufgepasst werden beim Schießen.
Es gab eine Sammelbestellung für rotkarierte Hemden auch für die Mädels. Und die Kanone wurde generalüberholt (entrosten, lackieren und wieder zusammenbauen) damit sie für Sylvester schussbereit war. Vorher wurde das Martinsfeuer noch mit Hilfe von Jens Katschmann, unterstützt durch sein Ladefahrzeug, an drei Samstagen vor St. Martin aufgebaut. An Sylvester wurde am Martinsfeuerplatz das neue Jahr mit Mitternachtsböllern begrüßt.
2019
„Zu Fronleichnam 2019 hat alles gut geklappt. Mit den Rosen war man schnell fertig, weil es noch Restbestände aus dem Vorjahr gab. Das Grün war leider nicht so gut bei dem trockenen Wetter, kein Wunder. Die Finanzen des Vereins waren dank der Spendenbereitschaft auch gesichert und die Bögen konnten am Dienstag aufgestellt werden. Beim Anschießen am Mittwochabend wurde erfolgreich unser neues programmierbares elektronisches Zündgerät erstmalig eingesetzt: Test bestanden, wenn auch optimierbar. So wurde es wieder ein gelungenes Fest.“
(Text aus Däller Rundschau 2019 vom 1.Vorsitzenden Oliver Runge)
Bild 107: Blumenschmuck 2019
Bild 108: Felix Warminski und Florian Engel mit frischer Kraft
Bild 109: Flyer betreffend Fronleichnam 2020 während Corona
Dann kam Corona mit all seinen Widrigkeiten und tiefgreifenden Einschränkungen, aber der Schießclub hat es überlebt. Wegen Corona fielen alle Termine aus. Die Fronleichnamsprozession und die Kirmes wurden aus Seuchenschutzgründen verboten. Es wurde nur die Marienfahne auf gehängt und mit allen Auflagen und Abstand die Messe mit Böllern begleitet. Zur Information der Öffentlichkeit über den Ablauf veröffentlichte der Schießclub einen Flyer.
Im darauffolgenden Jahr war die Situation die gleiche. Es wurde wieder ein Flyer verteilt und begleitend mit der Kanone geschossen.
Bild 111: Schießmeister Johannes Thiel in Tätigkeit (Corona 2021)
Zu der alten Tradition und ihren Menschen.
Wie bereits erwähnt wurden manche in den Verein hinein geboren, wie die Familie Thiel, die heute nachweislich in der vierten Generation im Schießclub aktiv ist.
* Johann Schwellenbach, siehe Bild 1 von 1922
* Josef Thiel (*1922 - †1982) und Ernestine Thiel geb. Schwellenbach (*1927 - †2017), Bild 8 und 9.
* ihre Söhne Michael (*1954), Bernd (*1956), Stefan (*1959) und Reiner (*1963),
* Reiner, verh. seit 1989 mit Birgit Engel (Tochter von Elisabeth Engel), also schon dritte Generation
* deren Söhne Johannes (*1990) und Philipp (*1993)
Bei Johannes muss noch erwähnt werden, dass er zeitweise aus beruflichen Gründen in Österreich wohnte, aber extra zu Fronleichnam Urlaub nahm und nach Windeck reiste um dabei sein zu können. Den Schießschein hat er 2018 gemacht.
Sie werden dabei auch von ihren Frauen unterstützt, sei es beim Blumenschmücken oder Geld sammeln oder anderem. Und das Erfreuliche, die nächste Generation ist auch schon dabei.
Familie Engel
Die Kinder von Hermann (*1937 - † 2017) und Elisabeth Engel geb. Wilmeroth (*1943)
* Birgit (*1967), Rosenmädchen,
* Ute (*1968), Rosenmädchen
* Peter (*1971), der den Schießschein 2010 gemacht hat
und seine Kinder
* Katharina (1998),
* Florian (2000),
* Clara (2006)
lassen bis heute die Familie Engel im Schießclub weiterleben. Elisabeth Engel war früher Rosenmädchen und baut bis heute zu Fronleichnam einen kleinen Altar an der Haustüre auf (Bild119) und ist beim Bogenstecken in der Bitze schon seit Jahrzehnten dabei.
Bild 112: Reiner Thiel mit Harri Holschbach, Bernd Hasenbach und Christoph Nacken
Bild 113: Angehörige der Familie Thiel im Schiessclub
Bild 114: Bitzencrew beim Bogen stecken (2022)
Nach getaner Arbeit ging es zu Hasenbachs und dort feucht fröhlich weiter.
Bild 115: Blumenschmuck 2022
Bild116: letztes Bild mit Harri Holschbach (1941-2023)
Bild 117: Jungs kommen mit Fahrservice
Bild 118: Blumenschmuck 2023
Bild 119: Haustür-Altar bei Elisabeth Engel. Leider einer der letzten Haustür-Altare in Altwindeck.
Bild 120: Blumenschmuck 2024
Bild 121: neue T-Shirts für den Schießclub 2024
Bild 122: die Mädels 2024 (es fehlen Janet Nonnweiler, Clara Engel)
v. li.: Johanna Salz, Katharina Engel, Anna-Lena Salz, Anke Hasenbach-Gogol
Das Jahr 2024 nochmal zusammengefasst:
Wie jedes Jahr müssen Vorbereitungen getroffen werden, die kein Außenstehender sieht. Dieses Jahr fiel Fronleichnam früh auf den 30. Mai. Die Versicherungen und Schießscheine müssen kontrolliert werden, der Antrag zum Schießen bei der Gemeinde Windeck muss gestellt werden; ohne Erlaubnis kein Schuss. Die Bestellungen für Munition (Pulver, Korken usw.), Papier (Seidenpapier/Krepppapier, Draht und anderes), sowie die Blumen zum Legen müssen zeitig gemacht werden.
Dann gilt es einen Zeitplan einzuhalten: wann Rosen gemacht werden, Grün für die Bögen geholt wird und wo, die Kanone saubermachen, Bögen stecken, Pulvergeld sammeln (wer mit wem und wo), Vereins-Outfit bereitlegen (kariertes Hemd und Kniebundhose) und dieses Jahr neu rote T-Shirts (Foto). Damit zu Fronleichnam alles vorbereitet ist: dienstags die zwei Bögen aufstellen, die Kapelle von außen vorbereiten (Türkranz) und die Marienfahne aufhängen, mittwochs die kleinen Fahnenstangen aufstellen, damit man donnerstags früh nur noch die Fahnen dranhängen muss. Dann geht es mittwochs abends 19 Uhr mit Anschießen los (mit den Katzenköpfen drei mal sieben Schuss) und dann der übliche Ablauf der Däller Kirmes zu Fronleichnam.
Am 14.Juli 2024 gab es einen zusätzlichen Termin beim Schützenverein Leutzbach-Bergenhausen (nähe Altenkirchen); zu deren Vereinsjubiläum wurde mit der Kanone geschossen.
Und natürlich zu unserer 850 Jahre-Burg-Windeck Feier wurde zu Eröffnung, zur Unterstützung eines Schauspiels zur Geschichte der Burg und zum Abschluss geschossen.
St. Martin verlief wie jedes Jahr mit Aufbau des Feuers und Verköstigung (Glühwein, Weckmänner) derjenigen, die zum Abbrennen des Feuers kamen.
Bild123: 850 Jahre Burg Windeck 2024
Bild 124: Fronleichnam 2025
2025 war ein besonders arbeitsreiches Fronleichnamsfest. Dadurch, dass das Altwindecker Dorfhaus nicht mehr zur Verfügung stand und der Wanderverein auch nicht mehr in der Lage war, die Kirmes auszurichten, entschloss sich der Schießclub kurzer Hand die Fronleichnamskirmes zu organisieren, sonst wäre sie ausgefallen. Und das wollte wegen der alten Tradition niemand. Es musste neu überlegt werden, was zu tun war, da es jetzt eine Doppelbelastung gab.
Es wurden Schichtpläne (alles wie jedes Jahr vor und nach der Fronleichnams-Prozession, Bon-Verkauf, Getränkewagen, Aufräumarbeiten usw.) gemacht.
Es gab Unterstützung vom Förderverein Heimatmuseum Altwindeck, der die Strom- und Wasseranschlüsse sowie das WC-Haus zur Verfügung stellte. Die Schausteller, der Imbissstand und der Getränkewagen … mussten bestellt werden. Die Egerlandbesetzung des Bläsercorps wurde gebucht und das Wetter spielte auch mit, so dass es ein schönes gelungenes Fest wurde, sogar noch mit einer Singeinlage vom „Schießclubchor“
Zum Abschluss wurde um 16 Uhr geschossen und am nächsten Tag alles wieder aufgeräumt. Das hat dem Schießclub so viel Spaß gemacht und war so erfolgreich, dass es nächstes Jahr von seiner Seite keine Probleme gibt, das nochmal zu wuppen. Bis dahin: Gut Schuss!.
Bild 125: Kirmes 2025
Zusammengetragen mit Unterstützung von: Altwindecker Einwohnern, dem Archiv der Däller Rundschau, Freunden sowie Mitgliedern des Schießclubs Altwindeck