Aus dem alten Kuhstall wird ein Heimatmuseum

Zeitungsartikel | Personen | Dienstag, 07 April 1964

Kölner Stadtanzeiger, 7. April 1964

Aus dem alten Kuhstall wird ein Heimatmuseum

Windecks Jugend half Emil Hundhausen beim Ausbau

Von Karl Jagdt

Windeck (oja) – Der Schladerner Heimatforscher Emil Hundhausen erfüllt sich in diesen Wochen einen langgehegten Traum. Zusammen mit Bruno Althoff aus Windeck richtet er in einem alten Fachwerkhäuschen am Fuße des Windecker Burgberges ein privates Heimatmuseum ein. Die Dorfjugend hilft mit, einen ehemaligen Kuhstall in einen hellen, geräumigen Ausstellungsraum umzubauen. Hier soll das von Hundhausen und anderen Heimatfreunden gesammelte Kulturgut zur Schau gestellt werden. „Dieses kleine Museum soll ein Anfang sein und den vielen Besuchern der Burgruine ein Bild vom alten ‚Haferspanien‘ des 17. Und 18. Jahrhunderts, vom Leben und Schaffen seiner Bewohner vermitteln“, sagt Emil Hundhausen.

 

Schon seit 30 Jahren sammelt der Zahntechnikermeister Emil Hundhausen Urväter Hausrat, alte Schriften und Urkunden. Er durchstöberte Ställe, Speicher und Rumpelkammern und entdeckte dabei manches wertvolle Stück. Die Eigentümer wußten meist garnicht, daß es sich bei den ererbten Gegenständen – schön bemalten Bauernuhren, kunstvoll geschnitzten Truhen, alten Töpferwaren, Spinnrädern und Handwebstühlen, uralte bäuerliche Arbeitsgeräte – um unersetzliche Kulturgüter handelte.

Besonders Stolz ist der Heimatforscher auf einige sehr schöne Ofen- und Zackenplatten. Die ersteren zeigen Darstellungen aus biblischen Geschichten, die älteren Zackenplatten kunstvolle Ornamentik oder nur eine Jahreszahl. Hundhausens älteste Zackenplatte stammt aus dem Jahre 1681 und ist etwa einhalb Zentner schwer.

Fund auf dem Dachboden

Wenn die Schladerner heute wissen, wann ihr Ort gegründet worden ist, so verdanken sie das auch dem unermüdlichen Forscherdrang Hundhausens. In einer alten Truhe, die irgendwo vergessen auf einem Dachboden stand, fand er die vergilbte Urkunde, in der die Geburtsstunde von Schladern verzeichnet ist. Mit seinem Buch „Im Banne der Heimat“ hat der Schladerner Heimatkundler ein sehr brauchbares Geschichtswerk über die Landschaft an der oberen Sieg veröffentlicht.

Auch der heimatlichen Mundart nahm sich Hundhausen pfleglich an. In jahrelanger Arbeit schrieb er die Sagen, Geschichten und Begebenheiten auf, die er sich von betagten Dorfbewohner hatte erzählen lassen. So entstand das liebenswerte Heftchen „Ming Mottersprooch“.

Als Sammler, als Autor und als Dozent der Volkshochschule führt Emil Hundhausen seit vielen Jahren einen hartnäckigen Kampf um die Erhaltung wertvoller Kulturgüter. Immer wieder forderte er die Einrichtung eines kleinen Heimatmuseums, in dem die gesammelten und noch verstreuten Stücke aufbewahrt und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Vereine aufgeschlossen

Unterstützung fand Hundhausen bei den drei Windecker Vereinen. Den Sängern, den Wanderern und dem Volksbildungswerk. Sie setzten sich beim Gemeinderat für den Bau eines Heimatmuseums ein, und auch die Gemeindeväter erwärmten sich für eine solche Einrichtung. Sie befragten den Kölner Museumsfachmann Professor Dr. Stampfuß. Wenn wirklich wertvolles historisches Material vorhanden sei, könne er die Schaffung eines Museums nur empfehlen, sagte Professor Stampfuß schon im Oktober 1962.

Von Seiten des Rates wurde bisher jedoch leider keine Initiative ergriffen. Auch vom Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, Heinz Kühn, der vor mehr als einem Jahr dem Projekt „Heimatmuseum“ seine Unterstützung versprochen hatte, hörte man nichts mehr, und auf die Hilfe der Gemeinde Rosbach wartete Hundhausen ebenfalls vergebens. Nach seiner Ansicht könnten sich Land und Gemeinden ruhig etwas aufgeschlossen zeigen, zumal sich NRW-Kulturminister Mikat sich im Oktober 1963 klar für die Schaffung von Heimatmuseen ausgesprochen habe, meinte der Schladerner.

Bergfried grüßt ins Tal

Er hat beobachtet, daß seit Beginn der Restaurierungsarbeiten an der Burgruine Windeck immer mehr Besucher den Weg zu der ältesten Burganlage des Siegkreises finden. Sie bewundern das alte Mauerwerk der Befestigungen und den wuchtigen Bergfried, der inzwischen teilweise restauriert ist und weit ins Siegtal hinaus grüßt. „Diese Besucher wollen mehr über die Geschichte der Burg und der sie umgebenden Landschaft wissen. Sie fragen immer wieder, ob es denn kein Heimatmuseum gibt“, sagt Emil Hundhausen.

 Er führt noch andere Gründe ins Feld. Der zurzeit in Frechen lebende Heimatforscher Franz Muhr-Kamerich habe der Gemeinde Dattenfeld eine heimatkundliche Büchersammlung von über 300 Bänden, dazu viele Handschriften und Hefte, übereignet. Ein Museum wäre für diese wertvolle Bibliothek der rechte Aufbewahrungsort. Hundhausen trägt sich mit dem Gedanken, auch seine eigene Heimatbücherei und Privatsammlung der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Das Museum am Rande des Siegkreises und an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen könnte also durchaus keine überörtliche Bedeutung erlangen.

Die Berechtigung einer solchen Einrichtung will Hundhausen mit seinem kleinen Privatmuseum beweisen, das in etwa sechs Wochen fertig sein soll. Zur Verfügung steht ein 64 Quadratmeter großer Ausstellungsraum. Vitrinen und Schautische sind schon bestellt. Die Außenwand des kleinen Fachwerkhauses ziert das Windecker Wappen, die Eingangstür ist altbergisch und trägt die Jahreszahl 1820. Zur Schau gestellt werden alter Hausrat, Zacken- und Ofenplatten, bäuerliches Gerät, Waffen und Funde von mittelalterlichen Rennfeuern. Landkarten und Bauskizzen werden über die Windecker Burg und Befestigungsanlagen Auskunft geben.

  

 

 

Im Thal Windeck 8
Windeck, Nordrhein-Westfalen.
Deutschland ,51570

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