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Die Fliehburg auf dem Beuel in Dreisel

Text | Dorfgeschichten | 08.06.2024

Autor: Frieder Döring

Abgesehen von dem Fund eines „Regenbogenschüsselchens“ (klassische keltische Goldmünze) im Fundament des Hofes Stein bei Schladern, als dieser 1855 abgerissen und auf der anderen Siegseite wieder aufgebaut wurde, war die Grabung am Dreiseler Scheffenhof 1980 der erste sichere Nachweis einer Keltensiedlung an der mittleren Sieg.

Der Hof Stein musste abgerissen werden, damit die Felsbrücke davor gesprengt werden konnte um so den Siegdurchbruch für den Eisenbahnbau zu schaffen. Damit entstand dann auch der Wasserfall mit angeschlossenem Generator, der schließlich zur Ansiedelung der Kupferrohrfabrik Elmores führte.

In den Gebieten des unteren Siegkreises (Petersberg-Ringwall, Bennerscheid-Wall, Güldenberg-Ring) und des oberen Siegerlandes (Altburg bei Stein-Wingert,  Wallburg Niedernetphen, Alteburg Obernau) war das schon längst geschehen. Bei der klar in diese gleiche Bau- und Funktionsweise gehörenden Ringwallburg Altburg bei Alsen wurde bis 2019 noch behauptet von den Experten, dass sie fränkischen Ursprungs sei. Dann erbrachte die LVR- Burg Beuel: Südwallgraben

Grabung 1980 in Dreisel den eindeutigen Nachweis einer Latenezeitsiedlung am Scheffenhof und Eisenwoog, die mit der Eisenerzgewinnung in der Umgebung zusammenhing, sowie einer kleinen Wallanlage auf dem Dreiseler Beuel, dem Umlaufberg zwischen Dreisel und Helpenstell, die den Talsiedlungen wohl als Fliehburg diente.

Fliehburg auf dem Beuel in Dreisel

Ansichtskarte von Dreisel von 1916: vorne Eisenwoog und Scheffenhof, Mitte Umlaufberg Beuel, rechts Lommerbruch; aus dem Archiv Konrad Höffer

die pdf-Datei heruntergeladen werden.

„Wegen geplanter Bauvorhaben (am Scheffenhof in Dreisel) wurden im Jahr 1980 am oberen Ende einer Gleithangzunge der Sieg, in 130 m ü. NN, Teile einer spätlatenezeitlichen Siedlung angeschnitten. Auf einer Fläche von 1000 qm fanden sich neben Pfostenverfärbungen auch Gruben, häufig mit Steinpackungen. Keramikreste von Töpfen, Flaschen, Schalen und Schüsseln, ein Glasarmringbruchstück und aus Eisen ein Haken, ein Ring und eine Fibel wurden geborgen.“ (Zitat aus „Urgeschichte im Rheinland“ Hrsg. Jürgen Kunow, Hans-Helmut Wegner). Aufgrund von Untersuchungen im Umfeld kamen die LVR-Archäologen zu dem Schluss, dass am Lommerbruch und auf dem Beuel noch weitere Latenezeit-Siedlungsreste zu finden sind.

Später wurden vergleichbare Artefakte auch an und auf dem Beuel gefunden (Mündliche Mitteilung von Werner Schmidt, Dreisel).

Heute kann man auf dem Beuel nur noch leichte, größtenteils abgetragene Bodenwellen zur Befestigung der Südflanke erkennen, während die Nord-, Ost- und Westseiten steil abfallend sind. Außerdem finden sich im Zentrum treppenartige Steinplatten-Setzungen, die aus der Latenezeit stammen könnten. Den eindeutigen keltischen Ursprung der nahe liegenden Altburg bei Alsen haben schließlich die Grabungen des LVR von 2019 erbracht.

Außerdem wurde von Werner Schmidt um 2005 auf dem Dreiseler Lommerbruch der Sog. Elch-Retuscheur gefunden, ein Stein- und Lederbearbeitungswerkzeug aus der Altsteinzeit um 13000 vor der Zeitenwende. Weitere Untersuchungen an dem Platz wiesen auf ein Steinzeitlager dort hin.